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"Unsere Teilnehmer sind zu 90 Prozent Burschen. Wir werden versuchen müssen, Mädchen stärker ins Boot zu holen", sagt Catrin Meyringer. "Da sind die Herausforderung gar nicht so sehr die Kinder, sondern eher die Eltern."

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Meyringer: "Diese Konformität, dass jeder das Gleiche macht, ist schlecht." Die Zukunft erfordere kritisch zu sein und ums Eck denken zu können.

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STANDARD: In Kursen wollen Sie Kinder von vier bis 16 Jahren fit für Mint (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) machen. Lässt hier die Schule aus?

Meyringer: Mittlerweile ist Mint in Schulen schon ein Thema. Sie haben bereits einiges an Equipment und versuchen die Lehrer auszubilden. Es gibt auch einige Klassen, die das tatsächlich schon in den Unterricht integriert haben. Aber bis es flächendeckend alle Schulen erreicht hat, dauert es sicher noch Jahre.

STANDARD: Das versuchen Sie für sich zu nutzen?

Meyringer: In unserem Angebot finden sich auch Workshops für Schulen. Sie dauern 90 Minuten, wir sprechen vorher mit den Lehrern ab, was für ein Mint-Thema sie genau behandeln wollen. Ob es etwa um Solarenergie oder Stromkreise geht. Oder man sagt, dass man anhand von Robotern das Programmieren üben will.

STANDARD: Sie zeigen den Kindern auch, wie man programmiert. Nun überholt sich alles unglaublich schnell. Kann es nicht sein, dass schon in ein paar Jahren Roboter für uns programmieren werden?

Meyringer: Die ganze Arbeitswelt wird sich verändern. Sehr viele Dinge werden Roboter für uns machen. Wir müssen unsere Kinder für die Berufe der Zukunft vorbereiten. Es wird wichtig sein, dass sie kreativ sind, Probleme lösen können. Dass sie ums Eck denken und kritisch sind. Diese Konformität, dass jeder das Gleiche macht, ist schlecht. Bei unseren Kursen beobachten wir, dass die meisten Kinder recht strukturiert arbeiten wollen, weil sie das von der Schule gewohnt sind, eine Vorgabe abarbeiten. Es ist ganz selten, dass sie ausbrechen und sagen: Ich will selbst gestalten. Aber genau da müssen wir sie hinbringen. Roboter können viel für uns erledigen. Aber sie müssen zunächst einmal erfunden, gebaut und programmiert werden.

STANDARD: Wie wird künftig die Mischung aus Digital und Haptisch beim Lernen aussehen?

Meyringer: Die Digitalisierung ist Realität. Die große Herausforderung ist, Kinder von passiven Nutzern zu aktiven Nutzern zu machen. Dass sie sagen: Das ist ein cooles Spiel, ich will selbst so eines kreieren. Wenn man weiß, was dahintersteckt, kann man Technologien auch viel reflektierter und kritischer nutzen. Je mehr Kinder über iPhones, Notebooks und über Apps und Spiele wissen, desto eher hinterfragen sie gewisse Dinge und konsumieren nicht einfach nur kritiklos.

STANDARD: Die Idee für die Kurse haben Sie aus den USA?

Meyringer: Dort gibt es so etwas schon sehr lange, es heißt Stem (science, technology, engineering, mathematics, Anm.). Wir waren heuer mit unseren drei Söhnen in Amerika auf Urlaub und haben uns in den Geschäften umgeschaut, was es da so gibt. Egal ob man in einen Elektrofachhandel oder in Toys R Us geht – es gibt überall ein Riesenregal mit Stem-Equipment für Kinder. Da haben wir in Österreich Nachholbedarf.

STANDARD: Können Sie mit Ihrem Start-up schon Geld verdienen?

Meyringer: Nein, aktuell stecken wir noch Geld und viel Arbeit hinein. Aber wir sind zuversichtlich, dass wir bald bekannter werden und uns etablieren können.

STANDARD: Was wird künftig noch die Herausforderung sein?

Meyringer: Unsere Teilnehmer sind zu 90 Prozent Burschen. Wir werden versuchen müssen, Mädchen stärker ins Boot zu holen. Da sind die Herausforderung gar nicht so sehr die Kinder, sondern eher die Eltern. Sie suchen die Kurse aus und denken sich: Das ist spannend für meinen Sohn. Ganz wenige denken: Das könnte auch meine Tochter machen. Wobei die Mädchen in den Kursen genauso geschickt sind und es ihnen genauso Spaß macht. (Lisa Breit, 17.10.2017)