Im Wahlkampf, der Zeit fokussierter Unintelligenz, geht's nicht ohne Gefühle und Emotionen.

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Die Partei legt sogar noch stärker zu als in den Wochen davor. Sie überholt die ÖVP, ja, mehr noch, sie kommt der FPÖ nahe. Wer sich nun zweifelnd die Augen reibt: Natürlich geht's hier nicht um Umfragen der Markt- und Meinungsforscher. Das Social-Media-Stimmungsbarometer von Storyclash misst die Interaktionen, also Reaktionen wie Likes, Shares und Kommentare. Bemerkenswert: 11.380 Likes erhielt etwa ein Statement von Bundeskanzler Christian Kern zur Causa Silberstein auf Facebook, nur 32 Nutzer des Netzwerks quittierten das Posting mit einem verärgerten Emoji-Symbol. Für die Vermesser der Social-Media-Welt ein Zeichen für starken Zuspruch und Zusammenhalt in der SPÖ-Community.

Diese emotionalen Reaktionen hat sich das Computational Communication Science Lab an der Universität Wien – leider nur in den ersten Wochen des Wahlkampfs – näher angesehen. Das vorläufige Fazit: Kerns Kampagne in Social Media ist positiv und optimistisch gestaltet, bekommt häufig emotionale Reaktionen wie Herzen und lachende "Haha"-Emojis. Die Herzen fliegen auch ÖVP-Chef Sebastian Kurz zu, darüber hinaus macht seine Facebook-Seite mit Postings zu negativen Themen wie Kriminalität die Fans traurig und wütend. Heinz-Christian Strache hingegen ruft meist wütende Reaktionen unter seinen Fans hervor.

Im Wahlkampf, der Zeit fokussierter Unintelligenz, geht's nicht ohne Gefühle und Emotionen. Aber wenn in Social Media nur Tarnen und Täuschen lockt, bleiben Rationalität und Sachpolitik auf der Strecke. In der Emoji-Politik ist Erregung Normalzustand. (Sabine Bürger, 7.10.2017)