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Eines der Prunkstücke der neuen Funde vor der griechischen Insel Andikythira ist ein Bronzearm. Eine Bronzescheibe, die man ebenfalls fand, dürfte vermutlich nicht zum legendären Mechanismus gehören.

Foto: AP/Griechisches Kulturministerium

Athen/Wien – Das Schiffswrack, das Schwammtaucher im Jahr 1900 vor der Küste der griechischen Insel Antikythera entdeckten, lag schwer zugänglich in einer Tiefe von etwa 42 Metern. Dennoch konnte man bereits ein Jahr später einen Teil der umfangreichen Ladung ins Archäologische Nationalmuseum nach Athen bringen, wo sich der Fund bald als Sensation herausstellte.

Das gut fünfzig Meter lange Schiff, das vermutlich vor rund 2075 Jahren unterging, war einer der größten Frachter der Antike und sollte Luxusgüter aus Kleinasien in den Westen bringen, womöglich nach Rom. Das bis heute erstaunlichste Objekt, das man 1901 bergen konnte, war der sogenannte Antikythera-Mechanismus, benannt nach der Insel, die zwischen dem Peloponnes und Kreta gelegen ist.

Das bronzene Astronomieinstrument fasziniert Generationen von Wissenschaftshistorikern und gilt als eine Art "Computer" der Antike. Bis heute sind nicht alle Funktionen des Mechanismus vollständig geklärt. Das liegt nicht nur daran, dass die Bestandteile des Instruments stark korrodiert sind: Es fehlen auch einige Teile.

Nicht zuletzt auch aus diesem Grund sind vor wenigen Wochen Archäologen des Antikythera-Projekts erneut zum Wrack hinabgetaucht und haben tatsächlich weitere spektakuläre Entdeckungen gemacht. So konnte man den bronzenen Arm einer lebensgroßen Männerstatue bergen, der einen halben Meter unter dem Sediment verborgen war.

Sechs Arme hatte man bereits 1901 gefunden, doch nun deuten Untersuchungen mit Metalldetektoren darauf hin, dass im Boden noch mindestens sieben weitere Bronzestatuen verborgen liegen könnten. Diese Entdeckung ist vor allem für Kunsthistoriker aufregend, da nur sehr wenige Bronzestatuen aus der Antike erhalten sind. Die vor Antikythera liegenden Statuen sind allerdings unter tonnenschweren Felsen vergraben, die bei einem Erdbeben Teile des Wracks verschütteten.

Besonders fasziniert sind die Archäologen von einer kleinen korrodierten Bronzescheibe, die sie im Wrack gefunden haben. Sie ist rund acht Zentimeter groß und würde damit zum Antikythera-Mechanismus passen. Nach ersten Analysen erscheint es aber eher fraglich, dass es sich um einen der fehlenden Bauteile handelt: Die Scheibe trägt jedenfalls keine astronomischen Symbole, sondern ist mit dem Relief eines Stiers verziert. Wozu das Ding diente, ist (noch) ein Rätsel. (Klaus Taschwer, 6.10.2017)