Wer die Broschüre, die das Mauthausen-Komitee Österreich im August publizierte, noch nicht durchgeblättert hat, sollte sich diese Ansammlung teils krimineller, jedenfalls durchgehend ungustiöser Fälle ansehen. Genau 59 Fälle rechtsextremer, homophober, antisemitischer und rassistischer Umtriebe von FP-Mitgliedern oder -Funktionären wurden dokumentiert. Da werden in Hinterzimmern NS-Devotionalien gehortet, SS-Männer geehrt, jüdische Mitbürger beschimpft, da wird gegen Flüchtlinge gehetzt, die Wiedereröffnung von KZs gewünscht oder mit Rechtsextremen marschiert.

Erst vor wenigen Tagen musste man die Publikation um neun neue Fälle erweitern. Die FPÖ reagierte wie gewohnt: mit einer Täter-Opfer-Umkehr. Die anderen – in diesem Fall die Organisation, die das Andenken von Überlebenden des Konzentrationslagers Mauthausen vertritt – würden lügen, "Fake-News" verbreiten, "Dirty Campaigning" betreiben. Der blaue FPÖ-Mandatar Gerhard Deimek musste nun auf Twitter kleinlaut widerrufen, dass die Broschüre "fake und gelogen" sei.

Was aber ist mit den anderen aus der FPÖ, die dies behauptet hatten? Wollen sich Oberösterreichs Landeshauptmannvize Manfred Haimbuchner, FPÖ-General Herbert Kickl oder Parteichef Heinz-Christian Strache nicht auch noch einmal zu der Broschüre äußern? Das wären sie ihren potenziellen Wählern doch schuldig. Vor der Wahl. (Colette M. Schmidt, 6.10.2017)