Gerald Fleischmann (links) mit seinem Chef Sebastian Kurz.

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Erster kritischer Kommentar über den neuen Integrationsstaatssekretär Sebastian Kurz, erster Anruf von Gerald Fleischmann: "Hallo, wir kennen uns. Dein Text ist voreingenommen und ein Skandal. Ihr habt es auf Kurz abgesehen!"

Es sollten noch viele Telefonate bei vielen Journalisten vieler Medien in dieser Tonalität folgen – harsch, ruppig, zu allen möglichen und unmöglichen Tages- und Nachtzeiten, mit dem Ziel, Kritik am Chef keinesfalls "so stehen" zu lassen. Der 43-jährige Burgenländer tut das stets mit Verve, aber auch mit eher explosivem Temperament – Fleischmann gilt als "Häferl". Seine Beliebtheitswerte in der Medienbranche (und bei so manchem ÖVP-Mitarbeiter) entwickelten sich folgerichtig umgekehrt proportional zu jenen seines Chefs in der Bevölkerung. Obwohl, so ist Österreich: Man pflegt natürlich trotzdem fleißig den Kontakt, Fleischmann gilt als in der Medienszene bestens vernetzt.

Man kann das auch freundlicher sehen, etwa als grundsätzliche Anerkennung seiner Loyalität und seiner zweifellos großen Begabung, Themen zu erkennen, aufzubereiten und medial damit durchzukommen – mittlerweile auch in Deutschland, wo man Kurz' Opposition zu Angela Merkels Flüchtlingskurs bald mit Interesse verfolgte. Dessen restriktive Asylpolitik kommt Fleischmann entgegen, er hielt die "Willkommenskultur" schon immer für einen Fehler.

Medienarbeit hat Fleischmann von der Pike auf gelernt, unter anderem durch Volontariate beim STANDARD und bei News, ehe er in die Kommunikationsabteilung der niederösterreichischen Volkspartei wechselte. Dort lernt man bekanntlich, grob gesprochen, fürs Leben.

Fortan galt Fleischmann als Mann für schwierige Fälle: 2007 wurde er Pressesprecher der Bundes-ÖVP, wo er eng mit dem aus der Steiermark abgeworbenen Peter Puller zusammenarbeitete, der ihn nun in die Affäre Silberstein hineingezogen hat. 2011 wechselte er als Troubleshooter ins Justizressort zur schwer strauchelnden Ministerin Claudia Bandion-Ortner. Freilich konnte dort nicht einmal er mehr helfen, Bandion-Ortner musste trotzdem bald gehen. Fleischmann wechselte noch 2011 zu Kurz – anfangs eher skeptisch, wie er später gern erzählte, aber bald überzeugt von dessen politischer und rhetorischer Begabung. Mittlerweile ist Fleischmann ein 200-prozentiger Kurz-Mann, der Tag und Nacht an dessen Glanz poliert – koste es, was es wolle. (Petra Stuiber, 6.10.2017)