Andrea und Philipp Meindl teilen die Liebe zur italienischen Küche – vor einigen Jahren haben sie ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht und das Restaurant Prosciutto 2 in Wien Alsergrund aufgesperrt. Nun servieren sie ihre Italo-Gerichte in der Innenstadt. In der Riemergasse haben sie dafür ein Lokal übernommen, in dem davor kroatisch gekocht wurde.
Nicht nur die Küche, auch die Einrichtung ist neu: Vor der Tür stehen Weinkisten mit Blumen und Kräutern, helles Holz und puristische Wände sind eine nette Abwechslung zu einigen mit Deko zugeramschten Innenstadtlokalen. Ebenso puristisch wie die Einrichtung wirkt die Karte, was nicht nur ökonomisch, sondern auch die einzig logische Entscheidung ist, wenn man mit kleinem Team und immer frisch kochen will.
Die frittierten Ährenfischerl sind offenbar noch ein Erbe des Vorgängerlokals. Im Sinne der kulinarischen Völkerverständigung ist das aber nicht schlimm. Vor allem deshalb nicht, weil die knusprig herausgebrutzelten Fischerln dank homöopathischer Panierdosis köstlich nach Meer und Urlaub schmecken.
Carpaccio mit Fleisch von Fred Zehetners Angusrindern (Boa-Farm) gelingt saftig und intensiv. Lediglich der Salat, der etwas übermütig mariniert ist, trübt den Geschmack des hauchdünn geschnittenen und herzhaften Rindfleischs.
Neben Pasta Aglio Olio gibt es eine Pasta des Tages, die in diesem Fall gar keine wirkliche Pasta, sondern ein geschmorter Kürbis ist. Die Kürbisfäden werden im Kürbis mit knusprig angebratener Chorizo serviert, womit wir wieder bei der Völkerverständigung wären. Die würzig-scharfe spanische Wurst macht sich aber hervorragend im Kürbis.
Keine Trüffel, dafür aber Belper Knolle wird direkt am Tisch über den Teller gehobelt. Der gereifte Frischkäse mit Knoblauch und Pfefferstaub gibt dem etwas zurückhaltend gesalzenen Kürbis noch einmal eine ordentliche Portion Yummy-Effekt.
Mit dem klassischen Risotto, das danach serviert wird, kann er umamitechnisch aber nicht mithalten. Was hier an den Tisch gebracht wird, macht richtig Freude. Neben den frischen Kräutern lässt man dem Risotto auch eine ordentliche Portion Parmesan angedeihen, sodass man sich sofort einen Löffel nach dem anderen in den Mund schieben möchte. Die Konsistenz ist cremig, der Reis hat noch einen guten Biss – so muss Risotto.
Das Saiblingsfilet ist saftig und fast genau auf den Punkt gebraten. So ist es auch mit dem Service – es ist alles schon fast auf den Punkt. In der ersten Woche sieht man aber über ein bisschen Nervosität ob der vielen Reservierungen hinweg. (Alex Stranig, 10.10.2017)
Philigrano
Riemergasse 12
1010 Wien
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