Auf dieser Bildkombination aus dem August 2017 ist der Asteroid 2012 TC4 als kleiner Punkt (in der blauen Markierung, Bildmitte) zu sehen. Die Aufnahme entstand mithilfe des FORS2-Instruments am Very Large Telescope.

Foto: Eso/Esa

Darmstadt/Wien – Anfang September sorgte der Vorbeiflug des riesigen Asteroiden (3122) Florence für einige mediale Aufregung. Der Brocken wäre mit einem Durchmesser von 4,5 Kilometern groß genug, um bei einem Einschlag auf der Erde massives Unheil anzurichten. Tatsächlich passierte er unseren Planeten aber in einem sicheren Abstand von rund sieben Millionen Kilometern, also der etwa 18-fachen Distanz zwischen der Erde und dem Mond.

Was da Donnerstagfrüh an uns vorbeirauschte, ist im Vergleich dazu ein Steinchen: Der Asteroid 2012 TC4 hat einen Durchmesser von höchstens 30 Metern. Auch von ihm ging keine Gefahr aus, mit einem Abstand von etwa 42.000 Kilometern kam er uns aber viel näher als Florence. Er kam sehr knapp an die geosynchrone Umlaufbahn heran, in der sich rund 36.000 Kilometer von der Erdoberfläche entfernt zahlreiche Satelliten befinden. Doch auch dort war nicht mit "Abschüssen" zu rechnen, sagen Forscher, die 2012 TC4 seit seiner Entdeckung vor fünf Jahren beobachten.

Spannendes Wiedersehen

Der Asteroid ist ein brauchbares Testobjekt für das weltweite Frühwarn- und Beobachtungsnetzwerk für potenziell bedrohliche Objekte aus dem All. "Es ist eine gute Gelegenheit, um in internationaler Zusammenarbeit die Stärken und Schwächen unserer Beobachtungskapazitäten für erdnahe Objekte zu eruieren", sagte Vishnu Reddy von der University of Arizona, Projektleiter bei der US-Raumfahrtbehörde Nasa.

Sehr nahe kommen wird uns 2012 TC4 auf seiner 609-tägigen Reise um die Sonne dann in den Jahren 2050 und 2079 wieder. Für 2050 kann ein Impakt jetzt schon ausgeschlossen werden, sagte Rüdiger Jehn von der Europäischen Weltraumorganisation Esa. Der für dann prognostizierte knappe Vorbeiflug könnte den Asteroiden aber theoretisch so ablenken, dass er sich 2079 auf Kollisionskurs mit der Erde befinden könnte. Ein Einschlag hätte wohl vergleichbare Folgen wie jener des Tscheljabinsk-Meteoriten 2013 im russischen Ural, bei dem rund 1500 Menschen verletzt wurden.

"Ein Fall wie in Tscheljabinsk kommt alle 40 bis 50 Jahre vor", so Jehn. Ein Ereignis wie vor 108 Jahren, als ein 40-Meter-Asteroid in Sibirien rund 2000 Quadratkilometer Wald vernichtete, gebe es nur alle 300 Jahre. Jehn: "Je größer der Asteroid, desto kleiner die Wahrscheinlichkeit." (dare, 12.10.2017)