Für uns Medienleute, vor allem für die Kollegen von den elektronischen Medien, war dieser Wahlkampf wieder eine Spitzenzeit. Und eine experimentelle dazu! Denn noch nie wurde derart professionell durchdekliniert, in welchen möglichen und unmöglichen Konstellationen man sechs Leute (beim ORF nur fünf) vor der Kamera aufeinander loslassen kann: Kern, Kurz, Lunacek, Pilz, Strache und Strolz.

Außer dem omnipräsenten "Duell" gab es noch Elefantenrunden, Ameisenrunden, Schnapsrunden, Triolen, Dreierziagl, Doubletten, Planquadrate, Doppeldecker, Townhall-Gespräche, unmoderierten Ringelpiez mit Anfassen, Sackhüpfen, Podiumsdiskussionen, runde, eckige und ovale Tische jeweils mit oder ohne Publikum, aber stets von der fachkundigen Einschätzung der Experten gefolgt, welche dafür sorgen, dass auch ihr Dumpfgummis da draußen versteht, worum es gegangen ist!

Ein Format wurde heuer aber wieder bitterlich vermisst: der Kandidat im Selbstgespräch. Also "Christian Kern spricht mit Christian Kern", "Sebastian Kurz spricht mit Sebastian Kurz", "Ulrike Lunacek spricht mit Ulrike Lunacek", "Peter Pilz spricht mit Peter Pilz", "H.-C. Strache spricht mit H.-C. Strache" usf. Ich führe das Konzept nicht weiter aus, Sie haben es hoffentlich so schon verstanden.

Dieses Konzept ist in einem Maße attraktiv, dass man sich wünschen würde, es käme in jeder Duellpause umgehend zum Einsatz. Außerdem besitzt es enorme Vorteile. Erstens ist es für die TV-Anstalt produktionstechnisch spottbillig. Kein Moderator, lediglich eine Kamera, drastisch minimierte Make-up-Kosten und allenfalls ein Splitscreen, um den Fragekurz, Fragekern, Fragepilz etc. vom Antwortkurz, Antwortkern, Antwortpilz auf dem Schirm säuberlich unterscheiden zu können.

Ökonomisch vorteilhaft wäre das Selbstgesprächsformat auch deshalb, weil es dem Kandidaten und den Zuschauern das ganze lähmende verbale Floskelwerk ersparen würde, welches die Wahlkampf-"Duelle" sonst charakterisiert ("Nur noch einen Satz", "Wenn Sie mich aussprechen lassen, ich hab Sie auch nicht unterbrochen" etc.). Stattdessen ein harmonisches Miteinander: "Bist du, lieber Sebastian, eigentlich dafür, die Mittelmeerroute auf der Stelle zu schließen?" "Das bin ich, lieber Sebastian. Wenn's nach mir geht, lieber gestern als heute." (Christoph Winder, Album, 13.10.2017)