Verteidigungsminister Doskozil (SPÖ) wird im "Falter" gescholten.

Foto: apa / roland schlager

Schon Erwin Pröll hatte viel Grund, sich über die journalistische Rohheit der Zeitschrift "Falter" zu beklagen, und er tat dies auch in einer Weise, die sich der Öffentlichkeit einprägte. Neulich wurde nun ein Burgenländer Opfer des Blattes. Es hatte Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil in seiner Nummer 40 zum Dolm der Woche ernannt, was strenggenommen den Tatbestand der Wehrkraftzersetzung erfüllt.

Der Dolm ging aber nicht persönlich zum Gegenangriff über, sondern machte für diese strategische Aufgabe eine Person einrückend, die der "Falter" in Nummer 41 unter Beifügung eines Lichtbildes als Kommunikationschef des Bundesministers enttarnte. Dies deshalb, weil derselbe in vielleicht nicht ganz freiwilliger Ausübung seiner vaterländischen Pflicht den "Falter" leserbrieflich zum Rapport beorderte, um die Rolle des Dolms in der Weltgeschichte in dem ihm zukommenden Licht erstrahlen zu lassen.

Der Sozialdemokrat Doskozil will die negativen Auswüchse der Globalisierung eindämmen, indem er zahlreiche Projekte initiiert, die mehr heimische Wertschöpfung generieren und Arbeitsplätze in Österreich schaffen sollen, hieß es in dem Schreiben, in dem es an Anklagen gegen die landesverräterischen Umtriebe des Blattes nicht fehlte.

Der "Falter" macht Minister Doskozil zum Dolm der Woche, weil er die neuen Uniformen und andere Textilien des Heeres in Österreich produzieren lassen will und auch eine Machbarkeitsstudie dazu in Auftrag gegeben hat. Die ganze Unfassbarkeit dieser Verdolmung goß der Kommunikationschef in den Satz: Es ist irgendwie verkehrte Welt, wenn dafür der Minister gerade im "Falter" gescholten wird.

Ausgangssperre für den "Falter": leider unmöglich

In "Österreich", in der "Krone", ja sogar im "Standard", bitte sehr, aber im "Falter" – das grenzt an Degradierung und konnte so nicht stehenbleiben. Denn die kritisierte Machbarkeitsstudie sieht sich an,inwieweit die heimische Textilindustrie dazu in der Lage ist, derartige Großaufträge zu stemmen. Dieser Blick kostete 65.000 Euro, aber die Kosten der Studie wurden gedrittelt zwischen BMLV, WKÖ und IV, wie es sich für einen Sozialdemokraten gehört. Aber nachfragen lohnt sich ja nicht, Hauptsache, es gibt wieder einmal eine ordentliche Portion Polemik gegen den Minister.

In dieser irgendwie verkehrten Welt erwies sich eine Verurteilung des "Falter" zu einer Woche journalistischer Ausgangssperre leider als unmöglich, was es diesem möglich machte, in einer Anwandlung krasser Insubordination in besagter Nummer 41 Hans Peter Doskozil als 2. Dolm in Serie strammstehen zu lassen. Doskozil hätte sich die 65.000 Euro sparen und europaweit Angebote einholen lassen können, eine Aufgabe, die der Heeresgeheimdienst bravourös und billiger erledigt hätte.

Der Sozialdemokrat Doskozil war nach dem Sprung vorwärts seines Kommunikationschefs noch nicht zum Decken gekommen, sah er sich schon einem zweiten Angriff des "Falter" ausgesetzt. Wie günstig eine "Modernisierung der Gedenkkultur im Bundesheer" zu haben gewesen wäre, werden wir niemals erfahren, jammerte das Blatt. Den 114.000 Euro schweren Auftrag dafür erhielt Doskozils Parteikollege, der ehemalige SPÖ-Geschäftsführer Gerhard Schmid, ohne Ausschreibung. Er war laut Ministerium der "einzig bekannte Vertragspartner mit der erforderlichen Expertise".

Billigstbieterprinzip für die Gedenkkultur

Mit einer Machbarkeitsstudie um 65.000 Euro hätte sich vielleicht doch noch ein anderer Vertragspartner in Sachen moderner Gedenkkultur im Bundesheer finden lassen. Wie schon bei den Uniformen, die derzeit nach dem Billigstbieterprinzip nach Spanien gehen, wird einfach zu oft am falschen Platz gespart. Aber was der Sozialdemokrat Doskozil im Bekleidungsmanagement des Bundes ermöglicht, sollte auch in der Gedenkkultur als Billigstbieterprinzip Wurzeln schlagen.

Da Gedenkkultur breiteres Interesse beansprucht als Bekleidungsmanagement, griff die Beförderung zum 2. Dolm in Serie Donnerstag auf den "Standard" über, wo Eva Blimlinger, Historikerin und Rektorin der Akademie der bildenden Künste Wien, die 114.000 Euro zeithistorisch exakt auf schwuppdiwupp 114.048,00 Euro erhöhte.

Sei der Empfänger auch aufgrund von Fachexpertise, Netzwerk und Erfahrung der einzig bekannte Vertragspartner, befand Blimlinger diese Argumentation hanebüchen, schlichtweg falsch und als Affront gegen all jene, die seit Jahrzehnten in diesen Bereichen oftmals auch ohne Bezahlung arbeiten. Der Kommunikationschef des Dolms hat noch viel zu kommunizieren. (Günter Traxler, 14.10.2017)