Es war kein Korruptionsskandal, keine Bestechungsaffäre, nicht einmal ein grober inhaltlicher Patzer, der zum grünen Debakel führte. In einem Wahlkampf, der weniger von Themen geprägt war als von Taktikanalysen, wo viel darüber debattiert wurde, wie sich ein Kandidat verkaufte, aber weniger darüber, was er zu bieten hatte, waren Inhalte jedoch zweitrangig: Das Auftreten war alles.

Und dieses gelang den Grünen schon seit Monaten denkbar schlecht. Erst der interne Zwist mit der Parteijugend, dann der Abgang von Ex-Chefin Eva Glawischnig und schließlich, als hätte das alles noch nicht gereicht, auch noch die Abspaltung der Liste Pilz: Die Grünen haben sich im Dickicht der eigenen Strukturdebatten verheddert.

Dass die Grünen nun nach 31 Jahren aus dem Nationalrat fliegen dürften, ist aber nicht nur für die Partei ein harter Schlag. Man kann von den Grünen halten, was man will: Sie waren im Nationalrat die einzige Partei, die beim zentralen Zukunftsthema Klimawandel konsequent Stellung bezog. Sie waren bisher auch die einzige Opposition, wenn es um drohende Sozialkürzungen ging: Sowohl FPÖ als auch Neos waren oft eher mit der ÖVP auf einer Linie.

Sollten die Grünen tatsächlich aus dem Nationalrat fliegen, was wohl erst am Donnerstag feststehen wird, würden sie als Oppositionskraft fehlen. Es läge dann an der Liste Pilz, den Neos und einer SPÖ, die sich erst in diese Rolle fügen muss, überzeugend gegen Schwarz-Blau aufzutreten. (Maria Sterkl, 15.10.2017)