Wohnbaustadtrat Michael Ludwig will auf den Chefsessel von Bürgermeister Michael Häupl.

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Wien – Hinter den Kulissen brodelt es in der Wiener SPÖ heftig. Und selbst Bürgermeister Michael Häupl schafft es in der Debatte über seine Nachfolge nicht mehr, den Temperaturregler zurückzudrehen. Am Dienstag bestätigte Häupl, dass die Kandidatur von Michael Ludwig für das Amt des Stadtchefs in der Partei umstritten ist. Auf die Frage, warum sich die Roten vor dem außerordentlichen Landesparteitag am 27. Jänner nicht auf Ludwig als Kandidaten einigen könnten, sagte Häupl: "Na ja, weil es verschiedene Leute anders sehen."

Häupl tritt beim Parteitag nicht mehr für das Amt des Landesparteichefs an, als Bürgermeister tritt er nach eigenen Angaben in der ersten Jahreshälfte 2018 zurück. Wohnbaustadtrat Ludwig hat als bisher Einziger angekündigt, Häupl in beiden Funktionen nachfolgen zu wollen. Unterstützung erhält der Floridsdorfer vor allem von Vertretern in den großen Wiener Außenbezirken.

Die Zuschreibung Ludwigs als Vertreter des rechten Parteiflügels, der etwa auf einen schärferen Kurs in der Flüchtlingsfrage pocht, nannte Häupl aber einen Unsinn. "Er ist ein sehr ordentlicher Sozialdemokrat." Ludwig bringe die nötigen Qualifikationen zwar mit, "aber es gibt natürlich andere auch". Namen nannte Häupl nicht.

Gegenkandidatur zu Ludwig

Dass es noch zu einer Gegenkandidatur zu Ludwig kommen wird, davon geht Tanja Wehsely, die stellvertretende Klubchefin der Wiener SPÖ, aus. "Die Art der Diskussion, wie sie von der Gruppe um Ludwig geführt wurde, kann nicht zum Erfolg und nicht zu einer Einigung der Partei führen", sagte sie dem STANDARD.

Wehsely verwies damit auch auf die Vorgänge im Frühjahr dieses Jahres, als eine Gruppe innerhalb der SPÖ eine schnelle Nachfolgeregelung von Häupl gefordert hatte. Das Treffen mit Häupl und seinen parteiinternen Kritikern fand im März im Büro von Ludwig statt – und endete mit Häupls Ankündigung, nach den Nationalratswahlen zurückzutreten. Dass die regulär für 2018 vorgesehene Wahl vorgezogen wurde, stand damals noch nicht fest.

Auch Sozialstadträtin Sandra Frauenberger hatte im Mai Ludwig als "derzeit keinen einenden Kandidaten" bezeichnet.

Die Alsergrunder Bezirksvorsteherin Martina Malyar hofft hingegen noch auf einen gemeinsamen Kandidaten. Malyar, die in ihrem Bezirk ein Plus von 10,4 Prozentpunkten für die SPÖ einfahren konnte, gibt zu bedenken, dass Ludwig beim letzten Landesparteitag jener Kandidat gewesen sei, der "am meisten Streichungen hatte. Ich weiß nicht, wie das jetzt aussieht." Ob sie Ludwig unterstützen würde? "Das kommt auf die Alternative an."

Auftrag an Nachfolger

Für Markus Rumelhart, Bezirkschef in Wien-Mariahilf, hätten jene Bezirke bei der Nationalratswahl dazugewonnen, die offene und positive Politik gemacht haben. Das sei ein "Auftrag an den neuen Parteivorsitzenden". Die größten Zugewinne hatte die SPÖ in Neubau, Mariahilf und der Josefstadt, das beste Ergebnis wurde in der Brigittenau (40,1 Prozent) erreicht. Just die großen Bezirke Floridsdorf, Donaustadt, Simmering, Favoriten und Liesing fuhren aber Verluste ein. Ob Ludwig ein geeigneter Parteivorsitzender sei, wollte Rumelhart nicht kommentieren: "Diskussionen am Balkon sind nicht mein Stil." (Oona Kroisleitner, David Krutzler, 17.10.2017)