München/Frankfurt – Der Wissenschaftsverlag Springer Nature nimmt Insidern zufolge Kurs auf einen milliardenschweren Börsengang. Das Unternehmen, das der Verlagsgruppe Holtzbrinck und dem Finanzinvestor BC Partners gehört, habe Investmentbanken aufgefordert, sich für die Begleitung einer Aktienemission im Jahr 2018 zu bewerben, sagten zwei mit den Vorbereitungen vertraute Personen am Dienstag.

Das Unternehmen mit Sitz in Berlin war 2015 aus der Fusion von Springer Science mit der Holtzbrinck-Tochter Macmillan Science & Education entstanden, die das weltbekannte Wissenschaftsmagazin "Nature" verlegt. Holtzbrinck hält seither 53 Prozent, BC Partners kommt auf 47 Prozent.

BC Partners und Springer Nature wollten sich nicht zu den Informationen äußern, Holtzbrinck war für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

Firmenwert bei über fünf Milliarden Euro

Ein Börsengang würde dem Finanzinvestor, für den der frühere Bertelsmann-Vorstand Ewald Walgenbach arbeitet, einen Ausstieg ermöglichen. Walgenbach hatte einen Börsengang bereits bei der Fusion mit Macmillan für 2018 ins Auge gefasst. Ernst werden könnte es im Juni oder Juli.

Holtzbrinck will früheren Angaben zufolge auch nach einem Börsengang die Mehrheit an dem Konzern mit mehr als 13.000 Mitarbeitern und einem Umsatz von zuletzt 1,62 Milliarden Euro behalten. Der Firmenwert war bei der Fusion auf fünf Milliarden Euro taxiert worden. Inzwischen könnten es deutlich mehr sein. BC Partners hatte 2013 bereits 3,3 Milliarden Euro für Springer Science gezahlt – inklusive Schulden. Schon damals hatte es auch Börsenpläne gegeben.

Mit der Fusion wollten Springer und Macmillan Konkurrenten wie Wolters Kluwer und RELX (Reed Elsevier) besser Paroli bieten. Springer publiziert jährlich rund 12.000 Buchtitel und verlegt fast 3.000 Fachzeitschriften wie "Spektrum der Wissenschaft" – die meisten davon inzwischen online. Dazu kommen Blätter wie die "Ärzte-Zeitung" und Lehrmaterial für Fahrschulen. Der langjährige Vorstandschef Derk Haank geht Ende des Jahres in Ruhestand. Sein Nachfolger Daniel Ropers, der vom niederländischen Internet-Buchhändler Bol.com kommt, ist bereits seit Oktober an Bord.

Mit dem Berliner Verlagskonzern Axel Springer ("Bild") hat Springer Nature nichts zu tun. (APA, Reuters, 18.10.2017)