Kinder wollen die Welt entdecken, das macht ungesicherte Fenster besonders gefährlich.

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In Österreich verletzen sich pro Jahr rund 166.000 Kinder so schwer, dass sie im Krankenhaus behandelt werden müssen. Rund die Hälfte dieser Unfälle passiert zu Hause. "Fensterstürze kommen zwar verhältnismäßig selten vor, gehen aber dafür umso öfter mit schweren oder gar tödlichen Verletzungen einher", sagt Holger Till, Vorstand der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendchirurgie Graz und Präsident des Komitees für Unfallverhütung im Kindesalter "Große schützen Kleine". Jedes Jahr versterben zwei bis drei Kinder nach Stürzen aus geöffneten oder nicht gesicherten Fenstern. Traurige Zwischenbilanz für 2017: Sechs kindliche Fensterstürze, zwei davon mit tödlichem Ausgang.

Prinzipiell gilt: Fenster üben für Kinder eine große Faszination aus. Sind sie geöffnet, ist der Drang, die Welt da draußen zu entdecken, groß. Zudem: Kinder stürzen leicht vom Balkon oder aus dem Fenster, weil ihr Körperschwerpunkt höher liegt als der von Erwachsenen. Beugen Kinder sich nach vorne, kippen sie viel leichter vorn über als Erwachsene.

Nach langjähriger Betrachtung hat sich gezeigt, dass Kinder, die aus Fenstern stürzen meist jünger als fünf Jahre sind (60 Prozent) und männlich (65 Prozent). Rund jeder sechste Fenstersturz endet tödlich. "Entscheidend sind die Fallhöhe und die Beschaffenheit der Aufprallstelle. Der Fenstersturz kommt vor allem bei Mehrparteienhäusern vor. Ab dem vierten Stock ziehen sich 80 Prozent der Kinder tödliche Verletzungen zu", so Till.

Tipps für mehr Sicherheit

  • Versperrbare Fenstergriffe können einfach nachgerüstet werden und sind in Möbelhäusern, Baumärkten sowie Online-Shops erhältlich. Der Schlüssel sollte abgezogen und für Kinder unerreichbar aufbewahrt werden.
  • Eine Alternative zu versperrbaren Fenstergriffen sind Fensterriegel aus Plastik oder Metall, die am Fensterrahmen angebracht werden.
  • Sind die Fenster zum Lüften geöffnet, sollten sich Kinder nicht alleine im Raum aufhalten, sondern in ein anderes Zimmer mitgenommen und im Auge behalten werden.
  • Insekten- und Katzengitter/-netze bieten keinen Schutz vor Fensterstürzen. Kindern muss erklärt werden, dass sie sich niemals gegen diese lehnen dürfen.
  • Auch Balkontüren mit versperrbaren Griffen oder Riegeln müssen gesichert werden, Kinder dürfen nicht alleine am Balkon spielen.
  • Eltern sollten darauf achten, dass keine "Aufstiegshilfen" wie Sessel, Couch, Spielkisten etc. direkt an Fenstern stehen. Da sich das nicht immer vermeiden lässt, ist die Fenstersicherung die wichtigste Vorsichtsmaßnahme, die Leben retten und schwere Verletzungen vermeiden kann. (red, 18.10.2017)