Forscher haben herausgefunden, dass bei Legasthenikern die lichtverarbeitenden Zellen in beiden Augen symmetrisch angeordnet sind.

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Paris – Die Gründe für Legasthenie sind noch nicht vollständig erforscht. Französische Forscher haben nun eine mögliche Ursache für die Lese- und Rechtschreibstörung gefunden: die lichtverarbeitenden Zellen im Auge. Bei Legasthenikern sind diese Zellen laut einer am Mittwoch in der Fachzeitschrift "Proceedings of the Royal Society B" veröffentlichten Studie symmetrisch in beiden Augen angeordnet, bei Menschen ohne Lese-und Rechtschreibstörung dagegen asymmetrisch.

Die symmetrische Anordnung der Zellen führe möglicherweise zu "gespiegelten" Bildern im Gehirn, berichten die Autoren Guy Ropars und Albert Le Floch von der Universität Rennes. Bei nichtlegasthenischen Menschen würden dagegen die Signale eines Auges von denen des anderen überlagert, sodass im Gehirn ein einheitliches Bild entstehe. "Die Asymmetrie ist notwendig, um das gespiegelte Bild zu löschen, das das normale Lesen behindert", so Ropars.

Schnell flackerndes LED-Licht

Die fehlende Asymmetrie in den Augen könne "die biologische und anatomische Grundlage von Lese-Rechtschreib-Störungen sein", erklären die Autoren. Die Forscher testeten auch eine mögliche Behandlung: Sie nutzten eine LED-Lampe, die so schnell flackert, dass es für das Auge nicht wahrnehmbar ist. Damit "löschten" sie eines der von den Augen ans Hirn gemeldeten Bilder. Legasthenische Teilnehmer der Studie hätten von einer "Wunderlampe" gesprochen, sagen die Autoren.

Ob die Methode tatsächlich funktioniert, müsse erst in weiteren Tests bestätigt werden. Etwa 700 Millionen Menschen weltweit sind Legastheniker, also rund zehn Prozent der Bevölkerung. (APA, AFP, 19.10.2017)