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Die investigative Journalistin Daphne Caruana Galizia wurde am 16. Oktober durch eine Autobombe getötet.

Foto: AP/Jon Borg

Valletta – Die Bombe, mit der die maltesische Journalistin Daphne Caruana Galizia getötet wurde, ist laut dpa-Informationen mit einem Handy gezündet worden. Die Schäden an dem Auto, mit dem die 53-Jährige am Montag unweit ihres Zuhauses in Bidnija unterwegs war, deuten auf die Verwendung eines halben Kilogramms Sprengstoff hin, hieß es am Donnerstag aus Ermittlerkreisen.

Wer hinter dem Attentat steckt, ist noch unklar. Caruana Galizia hatte in ihrem Blog immer wieder mit Enthüllungen über Geldwäsche und Steuerhinterziehung auf Malta Aufsehen erregt. Der Mord hat europaweit für Entsetzen gesorgt, EU-Politiker und Journalistenverbände verlangen eine lückenlose Aufklärung.

"Übernehmen Sie politische Verantwortung"

Die Kinder Caruana Galizias forderten den sozialdemokratischen Regierungschef Joseph Muscat unterdessen zum Rücktritt auf. "Uns interessiert Gerechtigkeit nicht ohne Veränderung", schrieb Matthew Caruana Galizia am Donnerstag auf Facebook. Gerechtigkeit werde es erst geben, wenn "alles, für das unsere Mutter gekämpft hat (...), die hoffnungslose Situation ersetzt, in der wir uns befinden". "Der Premierminister bat uns um Unterstützung. So wird er sie bekommen: Übernehmen Sie politische Verantwortung und treten Sie zurück."

Caruana Galizia war eine der schärfsten Kritikerinnen Muscats. Sie hatte dessen Mitarbeitern unter anderem vorgeworfen, Offshore-Formen in Panama zu haben. Zudem schrieb sie, dass eine in den Panama-Papers erwähnte Firma Muscats Frau gehöre. Muscat wies das stets zurück. Zuletzt zielten Caruana Galizias Recherchen aber auch auf den Oppositionsführer Adrian Delia von der konservativ-christlichen Partei Partit Nazzjonalista. Sie warf ihm unter anderem vor, mit einem verurteilten Drogendealer befreundet zu sein.

Muscat hatte wegen der Enthüllungen im Juni vorgezogene Neuwahlen angesetzt und mit seiner Labour-Partei mit über 55 Prozent der Stimmen einen Rekordsieg eingefahren. (APA, 19.10.2017)