"Umfeldbedingungen": FPÖ-Politiker Harald Vilimsky.

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Es ist Herbst geworden, Nachwahlzeit. Schwer liegt der Nebel auf den heimischen Wiesen und Matten, und nur wirklich schlaue Köpfe hören jetzt schon das Gras einer zukünftigen Koalition wachsen. Nachwahlherbst heißt auch: Wer jetzt in seiner Parteizentrale sitzt und dort allein ist, der wird es lange bleiben. Aber Gott sei Dank gibt es Fernsehsender, die Parteifunktionäre zuverlässig danach fragen, welche Koalitionsmöglichkeit der Gemütslage am ehesten schmeicheln würde.

Die einschlägigen Fragen werden von den ehrlichsten Absichten getragen. Zunächst einmal schützt man als braver Reporter staatsbürgerliches Verantwortungsbewusstsein vor. Die kommende Regierung, ganz gleich, wie sie aussieht, soll "den Willen der Wähler" abbilden. Haben die Parteienvertreter daher ihren Nachwahlrausch ausgeschlafen, müssen sie auch schon darangehen, miteinander "Schnittmengen" zu bilden.

Schnittmengen schafft man, indem man "Grundfragen löst" (Hannes Androsch, SPÖ). Ist eine solche Grundfrage gerade nicht zur Hand, gilt es, wenigstens "Umfeldbedingungen" abzuklären (Harald Vilimsky, FPÖ-Expositur Brüssel).

Womit die Politiker naturgemäß zur heikelsten Hygienefrage gelangen. Wie steigt man ohne die moralische Grundlage einer "Liebesheirat" miteinander in die Kiste? Manch ein noch amtierender Parteichef sieht sich, ob er das nun möchte oder nicht, unversehens am Scheideweg stehen. Er gelobt dann, den "Fluss zu überqueren, wenn wir ihn erreicht haben" (Christian Kern, Bundeskanzler). Wenn nur vorher die Wiener SPÖ-Pferde nicht scheuen. Sie müssten im Entlastungsgerinne des Rubikon ohne Gnadenschuss verenden. (Ronald Pohl, 19.10.2017)