Wien – Die Wahlbeteiligung ist bei dieser Nationalratswahl gestiegen wie nie zuvor in der Zweiten Republik. Mit einem Plus von 5,09 Punkten erreichte sie – nach Auszählung aller Wahlkarten – einen Wert von genau 80,00 Prozent. Das war seit 2002 nicht mehr der Fall, seither nutzten immer weniger als vier Fünftel ihr Wahlrecht. Und anders als 2013 waren diesmal die Nichtwähler nicht die größte "Partei".

1,280.119 Wahlberechtigte blieben zu Hause – und das waren deutlich weniger als ÖVP, SPÖ und auch FPÖ jeweils an Stimmen bekamen. Die ÖVP hatte beinahe 1,6 Millionen Wähler, die SPÖ fast 1,4 und die FPÖ 1,3 Millionen.

Diese Nationalratswahl – die den vierten Machtwechsel der Zweiten Republik brachte – hat bewiesen, dass die Österreicher durchaus zu mobilisieren sind, wenn sie das Gefühl haben, dass es "wirklich um etwas geht". Das zeigte sich schon beim Bundespräsidenten-Wahlmarathon im Vorjahr. Da stieg am dritten Wahlsonntag, bei der Wiederholung der aufgehobenen Stichwahl, die Beteiligung überraschend noch einmal (auf 74,21 Prozent) an.

Ähnlich stark wie heuer wuchs die Beteiligung bisher erst einmal – und zwar auch bei einer von der ÖVP (damals Wolfgang Schüssel) ausgerufenen vorzeitigen Neuwahl im Jahr 1995. Damals stieg die Teilnahme um 4,04 Punkte auf 85,98 Prozent.

Fast 15 Prozent wählten per Wahlkarte oder Briefwahl

Ein großer Teil der Wähler nützt mittlerweile die Briefwahl: Fast 15 Prozent der gültigen Stimmen der Nationalratswahl wurden am Postweg oder per Briefwahlkarte im "eigenen" Wahlkreis abgegeben, mit den am Sonntag in Wahllokalen in "fremden" Wahlkreisen deponierten Wahlkarten und Briefwahlstimmen waren es 15,9 Prozent. Mit 795.763 per Briefwahl oder Wahlkarte abgegebenen Stimmen (790.606 davon gültig) wurden neue Rekordmarken gesetzt.

Die 80 Prozent Beteiligung sind allerdings bei weitem kein Rekordwert der nunmehr 22 Wahlen seit 1945. Denn bis 1986 lag die Beteiligung immer über 90 Prozent, bis 2002 nutzten noch immer mehr als vier Fünftel ihr Wahlrecht – und somit ist die jetzige Beteiligung nur die beste seit 2006. Bis 1992 bestand allerdings in einigen Bundesländern Wahlpflicht.

Die Bundesländer weisen sehr unterschiedliche Beteiligungen auf: Vorarlberg (wo mit am längsten Wahlpflicht herrschte) kam nur auf 72,23 Prozent – während in Niederösterreich 84,76 und im Burgenland 84,46 Prozent ihr Wahlrecht nutzten. Wobei das Burgenland mit 1,67 Punkten den schwächsten Anstieg aufwies, während Tirol um 9,39 Punkte (auf 76,39) zulegte. (APA, 20.10.2017)