Ungewöhnliche Bilder in der Wiener Innenstadt gab es am Freitag (20. Oktober) zu sehen. Auf der Ringstraße fuhren Panzer und Kettenfahrzeuge, auf dem Weg zur Leistungsschau des Bundesheeres am Nationalfeiertag.

Foto: APA / Georg Hochmuth

Wien – Das Bundesheer bringt sich anlässlich des Nationalfeiertags kommende Woche in der Wiener Innenstadt in Stellung. Freitagvormittag sind bereits die ersten Panzer für die Leistungsschau angerollt. Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil (SPÖ) zog bei einer Pressekonferenz eine kurze Bilanz über seine Amtszeit und warb für das Militär.

Das Bundesheer befinde sich angesichts wachsender Sicherheitsbedrohungen in einer "Phase des Aufwuchses" und habe "an Bedeutung gewonnen". Es sei ein "Garant für Sicherheit" und derzeit mit über 1.000 Soldaten im Assistenzeinsatz. Der Nationalfeiertag, "aller Voraussicht nach mein letzter als Verteidigungsminister", sei "eine der wichtigsten Veranstaltungen für das Bundesheer".

Die Politik müsse weiter in das Militär investieren, appellierte Doskozil an die künftige Regierung und verwies auf die Investitionen unter seiner Amtsführung. In den letzten eineinhalb Jahren sei einiges in Fahrzeuge investiert worden sowie für den Selbstschutz der Transportflugzeuge Herkules. Doskozil verkündete außerdem, dass die Modernisierung der Avionik des Hubschraubersystems S-70A-42 Black Hawk auf Schiene sei. Das Anschaffungsverfahren, das nach einer Beeinspruchung durch einen Konkurrenten der US-Firma Ace Aeronautics LLC d/b/a Global Aviation Solutions stillgestanden war, sei nun abgeschlossen.

Neben der Ausrüstung sei auch in zusätzliche Planstellen investiert worden, so Doskozil. 2016 habe es 3.900 Bewerber gegeben, 2017 werden es über 5.000 sein. Man habe es zudem geschafft, mehr Frauen für das Militär zu begeistern. Dieses Jahr werden sich über 500 Frauen dem Auswahlverfahren stellen. Der Personalausbau müsse weiter betrieben werden, denn bis 2020 stehe eine Pensionierungswelle bevor. Das Bundesheer brauche bis 2020 rund 9.800 neue Mitarbeiter, so der Minister.

Am Nationalfeiertag, dem 26. Oktober, ist das Bundesheer wie gewohnt mit seiner Leistungsschau in der Wiener Innestadt präsent. Man wird dort diverse Geräte und Fahrzeuge vorführen. Eines der Highlights wird wie immer die Angelobung von über 1.300 Rekruten am Heldenplatz sein, sagte der Wiener Militärkommandant Kurt Wagner. Die Stationen sind schon ab Samstag zu besichtigen, Mittwoch nächste Woche ist Tag der Schulen.

Premieren und Abschiede

Der Nationalfeiertag bietet auch heuer wieder die Gelegenheit, hinter die Kulissen der Republik zu blicken: Während Bundespräsident Alexander Van der Bellen das erste Mal als Hausherr die Tore der Hofburg öffnen wird, dürfte es für Kanzler Christian Kern (SPÖ) das letzte Mal sein. Das Parlament begrüßt seine Besucher erstmals nicht im Gebäude am Ring, sondern an fünf Orten rund um die Hofburg.

Die Chance, dass man am 26. Oktober ein Selfie mit einem Promi-Politiker ergattert, ist durchaus hoch, sind sie doch ziemlich den ganzen Tag im Regierungsviertel unterwegs – sofern nicht zwischendurch die neue Koalition verhandelt wird. Der Tag für die – alte – Bundesregierung und Bundespräsident Alexander Van der Bellen beginnt traditionellerweise mit Kranzniederlegungen im Weiheraum und vor der Krypta des Äußeren Burgtors.

Um 11 Uhr werden wieder über 1.300 Rekruten feierlich am Heldenplatz angelobt. Im Rahmen der Angelobung findet ein Sonderministerrat in Form einer Rede des Bundeskanzlers statt. Auch Bundespräsident Van der Bellen, der ja Oberbefehlshaber des Heeres ist, wird zu den jungen Soldaten sprechen.

Hubschrauber und Panzer zum Angreifen gibt es wie jedes Jahr bei der Leistungsschau des Bundesheers, heuer wieder an verschiedenen Standorten in der Innenstadt, etwa beim Burgtheater.

Parlament an fünf Orten

Den Heldenplatz, wo die Heeres-Leistungsschau früher stattfand, hat heuer das Parlament in Beschlag genommen. Da das alte Gebäude am Ring generalsaniert wird, residiert das Parlament ja derzeit in der Hofburg, beziehungsweise rundherum. Dementsprechend findet das Programm zwischen 9.00 und 17.00 Uhr dieses Jahr unter dem Motto "Ein Parlament – fünf Orte" statt. Schafft man mit seinem Sammelpass alle fünf Standorte, winkt eine kleine Belohnung.

Herzstück ist der große Redoutensaal in der Hofburg, der derzeit als Plenarsaal dient – die Besucher können sich am Rednerpult fotografieren lassen. Beim Pavillon Burg lädt eine interaktive Wand dazu ein, sich über Parlamentarismus und Demokratie zu informieren. Die Demokratiewerkstatt beim Pavillon Ring bietet ein eigenes Kinder- und Jugendprogramm, kreative Hände dürfen den Platz zwischen den beiden Pavillons mit Kreide bunt und einladend gestalten. Weitere Stationen sind der Infopoint "Bau.Stelle" vorm alten Parlamentsgebäude und das Palais Epstein mit der Parlamentsbibliothek.

In der Präsidentschaftskanzlei am Ballhausplatz öffnen sich die Tore um 13 Uhr, bis 16 Uhr gibt es Führungen durch die historischen Räumlichkeiten in der Hofburg. Zu Beginn wird auch das Staatsoberhaupt persönlich zum Händeschütteln parat stehen, Van der Bellen wechselt dann aber hinunter in den Inneren Burghof, wo zwischen 14 und 15 Uhr ein "Bürgerinnen- und Bürgerfest" stattfindet. Highlight: Die Gäste werden mit Bundesheer-Gulasch verköstigt.

Kanzlerschauen mit Christian Kern

Ab 12 Uhr laden Kanzler Christian Kern, Kanzleramtsminister Thomas Drozda und Staatssekretärin Muna Duzdar (alle SPÖ) zum Tag der offenen Tür ins Kanzleramt am Ballhausplatz. Das Programm steht heuer ganz im Zeichen der 300-jährigen Geschichte des Hauses und der Epoche des Barock. Besucher können die Repräsentationsräumlichkeiten anschauen, daneben werden ein Kinderprogramm und ein vielfältiges Kulturprogramm mit Tanz, Musik, Lesung und Gesang versprochen. Letzter Einlass ist um 17 Uhr.

Einblick in seine Arbeitsumgebung gibt auch ÖVP-Chef Sebastian Kurz, der als Wahlsieger zurzeit aber wohl eher Koalitionsverhandlungen im Kopf hat. Sein Außenministerium sperrt am Nationalfeiertag jedenfalls zwischen 10 und 14 Uhr auf, um über Serviceleistungen und Aufgaben zu informieren. Zentrales Thema ist heuer Österreichs Engagement im Kampf gegen Menschenhandel.

Zeitgeschichte erleben kann man im Verfassungsgerichtshof. Von 13 bis 17 Uhr empfangen VfGH-Präsident Gerhart Holzinger und seine Höchstrichter-Kollegen Gäste auf der Freyung. Der Rundgang im Gerichtsgebäude führt etwa durch den Verhandlungssaal, in dem im Vorjahr die Aufhebung der Bundespräsidentenwahl verkündet wurde, aber auch das Beratungszimmer mit dem großen runden Tisch, an dem alle 14 Richterinnen und Richter Platz finden. Zum Nationalfeiertag geht außerdem ein neues Feature auf der Website des VfGH (www.vfgh.gv.at) online: Unter dem Motto "Rechtsprechung im Wandel" informieren kompakte Beiträge über Meilensteine in der Judikatur des Gerichtshofs. Der Wiener Justizpalast öffnet wiederum von 10 Uhr bis 18 Uhr seine Pforten.

Umfangreiches Kulturprogramm

Aus kultureller Sicht ist das Highlight des diesjährigen Nationalfeiertags eindeutig das am Vorabend eröffnende Weltmuseum Wien: Nach mehrjährigem Umbau können Besucher am Heldenplatz von 13 bis 21 Uhr sowohl die neu gestaltete Schausammlung als auch die fünf Sonderausstellungen bei freiem Eintritt bestaunen.

Das Wien Museum bietet gratis Überblickführungen zur aktuellen Ausstellung "Ganz Wien. Eine Pop-Tour" (11 und 16 Uhr) sowie eine Führung in der Hermesvilla um 15 Uhr. Die Österreichische Nationalbibliothek lockt mit einem "Tag der offenen Tür": Bei freiem Eintritt haben Prunksaal, Literatur-, Globen-, Papyrus- und Esperantomuseum von 10 bis 21 Uhr geöffnet, hinzu kommen zahlreiche Führungen sowie ein Kinder-Kreativ-Programm.

Im Technischen Museum Wien lädt man zu einem Familienfest mit dem Titel "Musik, Klänge und Geräusche" inklusive Vorführungen historischer Instrumente, Kurzführungen, oder einem Recycling-Workshop. Im Museum angewandter Kunst gibt es den "MAK Day", der sich heuer "Möbeln & anderen Geheimnissen" widmet. Neben Blicke auf sonst nicht zugängliche Möbelstücke werden zahlreiche Führungen geboten, darunter durch die aktuelle Schau "Thomas Bayrle. Wenn etwas zu lang ist – mach es länger". Im mumok gibt es – bei regulärem Eintritt – stündlich Führungen in Deutsch, Englisch und Französisch. Im Heeresgeschichtlichen Museum begeht man den Nationalfeiertag unterdessen um 11 Uhr mit dem traditionellen K. u. K. Kanonendonner.

Drei Mal Wiener Symphoniker

Die Wiener Symphoniker spielen heuer ihr "Konzerte zum Nationalfeiertag" gleich drei Mal, und zwar von 24. bis 26. Oktober im Wiener Konzerthaus: Unter der Leitung von Francois-Xavier Roth widmen sich Julian Rachlin an der Violine und das Orchester Johannes Brahms' Opus 77, danach folgt Zeitgenössisches mit Johannes Maria Stauds Auftragswerk "Stomab" und schließlich Robert Schumanns 2. Symphonie. Strauß-Fans pilgern unterdessen in den Musikverein, wo das Wiener Johann Strauss Orchester unter der Leitung von Johannes Wildner Evergreens von Johann Vater und Sohn, Josef Strauß, Eduard Strauß und Franz Lehar zum Besten geben.

Eine kabarettistisch-musikalische Revue mit Liedern und Texten von Gerhard Bronner, Helmut Qualtinger, André Heller und Georg Kreisler wartet im Wiener Theater Bronski & Grünberg: Dort bestreitet Gerhard Ernst unter dem Titel "Heute ziagt der g ?schupfte Ferdl frische Socken an" eine Benefizvorstellung zugunsten der Kleinbühne. Die Viennale wartet schließlich mit dem Besuch von Oscarpreisträgerin Vanessa Redgrave auf, die ihr Regiedebüt ("Sea Sorrow") im Gartenbaukino vorstellt. (APA, 20.10.2017)