Reykjavik – Ein Flugzeug der insolventen Air Berlin darf auf Island nicht mehr abheben. Die deutsche Fluggesellschaft habe Flughafengebühren nicht gezahlt, teilte der Betreiber des internationalen Flughafens Keflavik, Isavia, in der Nacht zum Freitag mit. Der für die Nacht geplante Rückflug nach Düsseldorf wurde gestrichen. Air Berlin bezeichnete es als "rechtswidriges Handeln", das Flugzeug festzuhalten.

Alle seit der Insolvenzanmeldung am 15. August anfallenden Rechnungen seien pünktlich bezahlt worden, betonte ein Sprecher. Laut Isavia waren die Gebühren auch bereits vor dem Insolvenzantrag entstanden. Die Entscheidung, das Flugzeug jetzt nicht abheben zu lassen, sei "die letzte Maßnahme, um die Bezahlung bereits erbrachter Dienstleistungen sicherzustellen", teilte der Flughafen mit.

Air Berlin entgegnete, nach geltendem Recht müssten eventuell bestehende Forderungen aus der Vor-Insolvenz-Zeit zur Insolvenztabelle angemeldet werden. Darauf habe man den Flughafen Keflavik bereits mehrfach hingewiesen. "Das gegenwärtige Verhalten der Flughafengesellschaft ist klar rechtswidrig. Es ist nicht akzeptabel und geht zulasten der Passagiere der Air Berlin", sagte ein Sprecher.

Passagiere können Insel verlassen

Alle Passagiere des betroffenen Fliegers hätten trotz des Ausfalls allerdings noch in der Nacht Island verlassen können. Sie wurden umgebucht auf eine Maschine von Keflavik nach Berlin und erreichten dann von dort aus ihre Reiseziele.

Seinen allerletzten Flug hat Air Berlin für den 27. Oktober angemeldet. Die Lufthansa übernimmt für voraussichtlich etwa 210 Millionen Euro 81 von 134 Flugzeugen und will bis zu 3.000 Air-Berlin-Beschäftigte einstellen. Verhandlungen mit der britischen Easyjet, die 25 Flugzeuge übernehmen will, ziehen sich noch hin.

In den Verkaufsverhandlungen bei Air Berlin könnten angesichts zäher Gespräche mit Easyjet nun weitere Bieter ins Spiel kommen. Air-Berlin-Chef Thomas Winkelmann kündigte am Freitag an, über das Wochenende weiter zu verhandeln, hob zugleich aber wie geplant die Exklusivität der Easyjet-Gespräche auf. Damit wird es möglich, parallel Gespräche mit weiteren Interessenten zu führen, etwa dem Ferienflieger Condor.

Air Berlin verhandelt seit einem Monat mit Easyjet. Ob eine Einigung noch möglich ist, blieb am Freitag offen. Für den Gläubigerausschuss an diesem Dienstag kündigte Winkelmann lediglich an, den Stand der Dinge zusammenzufassen und Entscheidungsvorlagen zu erstellen.

Am Freitag endete die Bieterfrist für die Tochterunternehmen Air Berlin Technik und Leisure Cargo. Air Berlin nannte in ihrer Stellungnahme keine Bieter. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur liegt der Berliner Logistiker Zeitfracht gut im Rennen um die beiden Töchterunternehmen. (APA, 20.10.2017)