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"Nutzer werden noch immer schlecht informiert und können keine wirkliche Kontrolle über ihre Daten ausüben."

Foto: Oliver Berg/dpa/AP

Videospiele machen heuer nicht nur 108 Milliarden Dollar (91,39 Mrd. Euro) Umsatz, sondern ist sind auch eine Goldgrube für Datenkraken aller Art, kritisierte die Arbeiterkammer am Montag bei einer Pressekonferenz in Wien.

Ausspioniert werden dabei nicht nur Teenager, weiß AK-Mitarbeiterin Gabriele Zgubic, denn der Altersdurchschnitt der Gamer ist mittlerweile bei über 30 Jahren angekommen. Sogar die NSA interessiert sich laut Edward Snowden für die Informationen, die dabei zusammengetragen werden.

Durchleuchtete Spieler

Laut der AK-Studie geben Spieler beim Zocken mehr bekannt als "nur" ihre persönlichen Daten sowie jene der Kreditkarte. Der Betreiber weiß genau, wann, wie lange und welche Rollen auf welcher Hardware gespielt werden. Besonders bei Online-Rollenspielen verraten die Handlungen und die Kommunikation mit anderen viel über das Sozialverhalten. "Die großen Plattformen haben einen guten Überblick, was ihre Spieler auch sonst in ihrer Freizeit tun", meinte Studienautor Jaro Krieger-Lamina vom Institut für Technologiefolgen-Abschätzung.

Ein Problem sei hier, die fortgeschrittene Marktkonzentration. Auf der größten Computerspielplattform Steam würden momentan 70 Prozent aller PC-Spiele heruntergeladen. Durch diese Marktkonzentration fließen auch Berge an Kundendaten zentral über diese eine Plattform. Steam weiß somit, wann gespielt wird, was, wie oft, mit welchem Erfolg, mit wem, auf welcher Hardware.

Studienautor Jaro Krieger-Lamina war in der Orf-Sendung "Mittag in Österreich" zu Gast und hat Fragen zur Studie beantwortet.
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Profit und Gefahr

Doch was wollen die Betreiber mit diesen Daten? Vor allem ihren Kunden das Geld aus den Taschen ziehen, etwa durch maßgeschneiderte Angebote für Käufe innerhalb des Spiels wie DLCs und Lootboxen. Was sonst damit geschieht, bleibt weitgehend im Dunkeln. Jedoch befürchtet Krieger-Lamina, dass sich Hacker Zugriff darauf verschaffen können oder die Datensätze weiterverkauft werden.

Daniela Zimmer von der Abteilung Konsumentenpolitik der AK Wien wünscht sich deshalb mehr Schutz und Kontrollen. Für Datenklauseln seien u.a. gesetzliche Regeln nötig, um Missbrauch zu unterbinden. Auch Anbieter aus den USA seien aufgrund der Datenschutz-Grundverordnung in die Kontrollen einzubeziehen.

Spuren löschen

Die Konsumenten wiederum sollten laut Zimmer möglichst wenige Daten bekanntgeben, und jene Spiele bevorzugen, bei denen man ohne Social-Media-Profile oder Telefonnummern auskommt. "Nutzer werden noch immer schlecht informiert und können keine wirkliche Kontrolle über ihre Daten ausüben. Neue Trends haben die Lage eher noch verschärft: Smartphone-Spiele ermöglichen Standortprofile und die Einbettung vieler Spiele in soziale Netzwerke potenziert die ausspähbaren Daten."

Bei vielen Handys ließe sich bei den Einstellungen festlegen, ob andere die eigenen Daten einsehen können oder worauf die Apps zugreifen können. Wer ein Game endgültig verlässt, sollte auch seinen Account komplett löschen. (APA, red, 23.10.2017)