Berichte über Hämhidrose finden sich schon in der Bibel. Das bekannteste Beispiel ist wohl Jesus. Im Lukas-Evangelium steht: "Und er betete in seiner Angst noch inständiger, und sein Schweiß war wie Blut, das auf die Erde tropfte."

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Histologische Untersuchungen der betroffenen Haut der 21-jährigen Patientin (rechts) zeigten den Medizinern zufolge keine Auffälligkeiten.

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Florenz – So etwas hatten die Ärzte der dermatologischen Abteilung des Universitätsklinikums Florenz noch nie gesehen: Vor ihnen stand eine 21-jährige Patientin, die ohne ersichtlichen Grund Blut schwitzte – auf ihren Händflächen und im Gesicht. Drei Jahre lang waren die Symptome immer wieder aufgetreten, noch nie hatte die Italienerin deswegen ärztlichen Rat gesucht. Die Krankheitsgeschichte veröffentlichten die Mediziner nun als Fallstudie im "Canadian Medical Association Journal".

An der Patientin konnten keine Verletzungen der Haut festgestellt werden, die Blutungen begannen meist ohne Vorwarnung, emotionaler Stress intensivierte die Episoden, die zwischen einer und fünf Minuten dauerten, schreiben die Ärzte Roberto Maglie und Marzia Caproni.

Die junge Frau litt an Depressionen und Angststörungen, ging kaum noch hinaus, lebte weitgehend isoliert von ihrem sozialen Umfeld. Die Mediziner verabreichten ihr das Antidepressivum Paroxetin und Clonazepam gegen die Panikattacken. Eine histologische Analyse der blutenden Hautpartien zeigte keine pathologischen Besonderheiten. Das veranlasste die Ärzte zur Diagnose "Hämhidrose", sogenannter "Blutschweiß".

Ursachen noch nicht vollständig geklärt

Warum und wie es zu diesem Phänomen kommt, können Wissenschafter bis heute nicht genau sagen. Sie vermuten, dass bei der Erkrankung Blut über die Schweißporen ausgeschieden wird. Als Ursache für die Störung ist eine angeborene oder erworbene Schwäche der Gefäßwände wahrscheinlich. Besonders bei hohem emotionalem Stress können Hautäderchen platzen und Blut zusammen mit Schweiß über die Poren austreten. Maglie und Caproni betonen allerdings, dass bei der 21-jährigen Patientin auch dort Blutungen auftraten, wo sich keine Schweißdrüsen befinden.

Die Patientin wurde schließlich täglich mit 20 Milligramm Propranolol behandelt, einem Betablocker zur Regulierung von Bluthochdruck. Der "Blutschweiß" konnte zwar nicht vollständig gestoppt werden, die Medikation führte aber zu einer "deutlichen Reduktion" der Symptome.

Die kanadische Hämatologin Jacalyn Duffin schreibt in einem Kommentar, dass es sich bei den bislang dokumentierten Fällen von Hämhidrose zum Großteil um junge Frauen oder Kinder handelt. Eine Analyse der dokumentierten Krankengeschichten zeigte zudem, dass den Blutungen sehr häufig traumatische Erlebnisse vorausgegangen waren. Bei allen Patienten traten die Symptome vorübergehend auf, die Zeitspanne reichte von einigen Monaten bis zu vier Jahren. (gueb, 26.10.2017)