1979 war in der BRD ein Jahr mit harten politischen Debatten: etwa um die NS-Vergangenheit des gewählten Bundespräsidenten Karl Carstens. Vor allem in Westberlin und Hamburg probten Hausbesetzer den zivilen Ungehorsam. In jenem Jahr wurde in Hamburg auch die kompromissloseste Politpunkcombo Deutschlands gegründet: Slime.

Vom damaligen Quintett ist heute nur mehr Gitarrist Michael "Elf" Mayer dabei, die Wut von früher hat Slime aber behalten, genauso wie den Ruf, den Soundtrack zu Konfrontationen mit der Staatsmacht zu liefern. Den Ausgang nahm alles mit der ersten Slime-Single Wir wollen keine Bullenschweine (1980). Umbesetzungen und eine Trennung (1994) folgten. Neustart war 2009.

Drei Jahre später erschien mit Sich fügen heißt lügen eine Platte mit Vertonungen von Erich-Mühsam-Texten – der anarchistische Schriftsteller war 1934 von den Nazis im KZ Oranienburg ermordet worden.

Rechtsruck thematisiert

Das aktuelle Album Hier und Jetzt thematisiert in Songs wie Sie wollen wieder schießen dürfen, Patrioten oder Die Stummen den allgemeinen Rechtsruck und Rassismus. Die Altnazis von 1979 sind meist nicht mehr am Leben, viele Nachgeborene aber keineswegs weniger anfällig für autoritäre "Lösungen". Das Quintett hat heuer zu alter Form und altem Antifaschismus gefunden. Mit Alex Schwers (Schlagzeug) und Nici (Bass) als "neue" Bandmitglieder bleibt Slime am Puls der Zeit – und wurde zuletzt gezwungenermaßen sogar von der CDU gegen AfD-Angriffe verteidigt, als es um einen Auftritt beim Hamburger Hafengeburtstag ging.

Auch wenn der Sturm-und-Drang-Agitprop früherer Jahre heute nicht mehr sein muss, ist musikalisch die alte Energie, die in der Liebe zu den Stooges oder Ramones wurzelt, ebenso geblieben wie die politisch klare Positionierung gegen Rassismus und völkischen Revisionismus. (dog, 27.10.2017)