Vom "Vollbuyout" der österreichischen Bundesligarechte durch Sky zeigt sich ORF-Sportchef Trost nicht überrascht.

Foto: APA/EXPA/THOMAS HAUMER

ORF-Sportchef Hans Peter Trost nach Sky-Deal mit Bundesliga: Bemüht sich um Rechte zu fairen Konditionen – aber es gibt auch 90 Sekunden pro Spiel gratis.

Foto: Heribert Corn

Wien – ORF-Sportchef Hans Peter Trost zeigt sich auf STANDARD-Anfrage auch nach dem Exklusivdeal mit Sky an den verfügbaren Free-TV-Rechten interessiert. Mit einer Einschränkung: "Wir schauen uns an, wie ökonomisch sinnvoll das ist". Denn: Das Recht auf Kurzberichterstattung räumt allen Sendern 90 frei wählbare Sekunden von jedem Spiel ein.

Sky soll laut Deal mit der Bundesliga die Rechte von nur noch vier Free-TV-Spielen pro Saison sowie für Highlightberichterstattung von den Begegnungen an einen Free-TV-Sender vergeben. Trost will sich auch darum "bemühen" – je nach Konditionen. Trost: "Man wird sehen, wie fair oder unfair man mit Free-TV-Partnern umgeht."

90 Sekunden gratis

"Es gibt 90 Sekunden von jedem Spiel gratis", erinnert Trost an das Recht auf Kurzberichterstattung, um das ORF und ATV ab 2004 in einem langen Rechtsstreit bis hinauf zum Verfassungsgerichtshof stritten. 2007 entschieden die Höchstrichter: Das Recht auf Kurzberichterstattung für Sender ohne TV-Rechte ermöglicht diesen auch, die jeweils 90 Sekunden frei aus den Begegnungen zu wählen.

2004 kauften Premiere und Free-TV-Partner ATV die TV-Rechte an der österreichischen Bundesliga, der ORF kam einer Fußballshow von ATV, damals am Samstagabend, mit Kurzberichten von den Spielen zuvor.

"Volllbuyout"

Vom "Vollbuyout" der österreichischen Bundesligarechte durch Sky zeigt sich ORF-Sportchef Trost nicht überrascht: "Das hat sich seit Monaten angekündigt". Bundesliga-Vorstand Christian Ebenbauer erklärte schon im März im STANDARD-Interview, ein Livespiel pro Woche im Free-TV sei "kein Muss" für die Neuvergabe der Rechte für die Saisonen 2018/19 bis 2021/22. Im August wurde ein Angebot von Sky über 30 Millionen für die Exklusivrechte kolportiert, nun dürften es rund 32 Millionen pro Saison nach bisher 23 werden.

"Enttäuschung ist keine Kategorie"

Auch von Enttäuschung will Trost nicht sprechen: "Enttäuschung ist keine Kategorie in diesem Geschäft. Natürlich möchte man soviel Sport wie möglich zeigen, und natürlich freut einen das nicht." Es sei "absehbar, dass das nicht die einzige Sportart bleiben wird, die im Pay-TV verschwindet.

"Wer kann sich das noch leisten?"

Für Trost stellt sich da "eine sozialpolitische Frage": "Wer kann sich das alles noch leisten, wenn Sportart um Sportart hinter Pay-TV-Schranken verschwindet?" Die Frage müssten sich wohl nicht nur "die mit ihrem Businessplan" stellen.

Im STANDARD-Interview warnte ORF-Stiftungsrat und Ex-Caritas-Chef Franz Küberl im Sommer davor, "das Kulturgut Sport einfach zu privatisieren" – mehr hier. (fid, 1.11.2017)