Wien – Für 34 Millionen Euro pro Jahr gehen die TV-Rechte der Fußballbundesliga an Sky. Mit Option für weitere vier Jahre um 41 Millionen. Der ORF will Highlights und vier Spiele im Free-TV. Oder er zeigt 90 Sekunden gratis.

Die Champions League ging live komplett an die Pay-Plattformen Sky und Dazn. Die deutsche Bundesliga wie fast alle in Europa bis auf wenige Ausnahmen ans Bezahlfernsehen, an Sky und Discovery/Eurosport.

Seit Dienstagabend ist, nicht ganz unerwartet, fix: Die österreichische Bundesliga erteilt dem Angebot von Sky den Zuschlag. Livespiele gibt es praktisch nur noch gegen Abogebühr. Statt des Sonntagslivespiels im ORF laufen ab der Saison 2018/19 nur noch vier Begegnungen im Free-TV, dazu kommen Highlight-Zusammenfassungen.

ORF-Interesse

ORF-Sportchef Hans Peter Trost will sich um die verbliebenen Free-TV-Rechte bemühen, erklärt er auf STANDARD-Anfrage. Je nach den Konditionen von Sky: "Man wird sehen, wie fair oder unfair man mit Free-TV-Partnern umgeht."

Mögliche ORF-Alternativen im Free-TV: Servus TV soll sich laut Ligaquellen für die jüngste Ausschreibung interessiert haben.

ProSiebenSat1Puls4 verwies in den vergangenen Monaten auf den Aufwand für die Übernahme und Sanierung von ATV, der wenig Spielraum für Sportrechte lasse. Livespiele der Europa League auf Puls 4 gingen sich denn aber doch noch aus. Diese Rechte gingen im deutschsprachigen Raum an die Bezahlplattform Dazn.

90 Sekunden gratis

Der ORF hat – wie jeder andere Sender – aber eine kostengünstige Alternative für das Free-TV-Paket im Schlepptau von Sky: "Es gibt 90 Sekunden von jedem Spiel gratis", erinnert Trost an das Recht auf Kurzberichterstattung.

Als der Privatsender ATV dem ORF zusammen mit Premiere 2004 die Bundesligarechte abnahm, stritten die Sender über dieses Recht auf Kurzberichte bis hinauf zum Verfassungsgerichtshof. 2007 entschieden die Höchstrichter: Das Recht auf Kurzberichterstattung für Sender ohne TV-Rechte ermöglicht diesen auch, die jeweils 90 Sekunden pro Spiel frei aus den Begegnungen zu wählen.

Wer Rapid (hier: Stephan Auer) gegen Austria (Dominik Prokop) im TV sehen möchte, muss zahlen. Der Fan kann nach wie vor ins Stadion gehen.
Foto: APA/EXPA/THOMAS HAUMER

Gegen die Sky-Exklusivwünsche soll der ORF in den jüngsten Verhandlungen über die Bundesligarechte bis zu 15 Millionen Euro geboten haben, um das Free-TV-Spiel zu halten. Das dürfte grob das Doppelte seines bisherigen Bundesligabeitrags zu 24 Millionen Euro pro Saison sein, die der ORF nach Liga-Angaben gemeinsam mit Sky bisher bezahl- te (inklusive Produktionskosten). Doch Sky legte weit mehr vor.

300 Millionen

Die Klubkonferenz der Bundesliga hat Sky Dienstagabend die Bundesligarechte ab der Saison 2018/19 zugeschlagen; ein verbindlicher Lizenzvertrag darüber soll demnächst folgen. Die Liga kommunizierte zunächst keine konkreten Summen – nur eine Steigerung der Einnahmen um gut 40 Prozent.

Nach Informationen des STANDARD bezahlt Sky in den ersten vier Jahren bis 2021/22 jeweils 34 Millionen Euro brutto pro Saison, 2,75 Millionen Produktionskosten sind darin enthalten.

Mit dem Deal ist aber eine Option auf weitere vier Jahre verbunden – schon mit einem konkreten Preis: 41 Millionen Euro sollen laut Option ab der Saison 2022/23 fällig werden. Werden acht Jahre aus der neuen Partnerschaft, dann ist der Dienstag abgesegnete Deal insgesamt 300 Millionen Euro schwer. Ligapräsident Hans Rinner bestätigte auf Anfrage diese Größenordnungen. "Wir folgen einem Trend, erreichen für österreichische Verhältnisse neue Dimensionen."

Zwei Millionen Euro pro Jahr gehen als Solidaritätsbeitrag fix an die zweite Spielklasse mit 16 Vereinen, die nur mehr halbprofessionell geführt wird. In der ersten, vollprofessionellen Spielklasse (und im Pay-TV) mit nun zwölf Vereinen (bisher zehn) gibt es statt fünf Begegnungen pro Runde logischerweise sechs. Jeweils drei am Samstag und am Sonntag. Die Beginnzeiten werden erst festgelegt.

Milliardendeal

Die deutsche Bundesliga erlöst aus TV-Verträgen über vier Jahre ab 2017/18 4,64 Milliarden Euro, größtenteils von Sky und Eurosport/Discovery und über weite Strecken ebenfalls live allein gegen extra Bezahlung.

In der Schweiz zeigt die öffentlich-rechtliche SRG weiterhin ein Livespiel pro Woche. (Christian Hackl, Harald Fidler, 1.11.2017)