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Die Gesundheitsberatung erreicht man unter der Nummer 1450.

Foto: Reuters/Stefan Wermuth

Wien – Als die telefonische Gesundheitsberatung 1450 im April vorgestellt wurde, hieß es, dass man in Wien und Niederösterreich jährlich mit je 100.000 bis 200.000 Anrufen rechne. Internationale Beispiele hätten nämlich gezeigt, dass rund zehn Prozent der Bevölkerung das Angebot nutzen und sich zum Beispiel bei Bauchschmerzen, Insektenstichen oder wegen eines fiebernden Kleinkinds an eine solche 24-Stunden-Telefonhotline wenden würden.

Ein gutes halbes Jahr nach dem Start des Pilotprojekts in Wien, Niederösterreich und Vorarlberg ist man von großer Anrufaktivität noch weit entfernt; in der Bundeshauptstadt stagnieren derzeit die Zahlen, wie der STANDARD feststellte.

So zählte der Fonds Soziales Wien (FSW) im September nur 2070 Anrufe, im Juli und im August sind es gut 2300 Anrufe gewesen. Im ersten Monat April wurden rund 2500 Telefonate geführt, im Juni war mit etwa 2700 der bisherige Höhepunkt erreicht. Diesen Monat läutete das Telefon bis 22. Oktober 1650 Mal. Dass es im September weniger Telefonate gab, könne saisonal bedingt sein oder damit zusammenhängen, dass weniger Berichterstattung stattfand, heißt es beim FSW.

Keine 50 Prozent Beratungen

Weniger als die Hälfte dieser Anrufe entwickle sich zu Beratungsgesprächen. Geschultes Diplompflegepersonal fragt dabei computergestützt nach Symptomen, um die Dringlichkeit einzuschätzen. Diagnosen werden nicht gestellt, Notfälle an die Rettung weitergeleitet. Im Zweifel kann ein Arzt hinzugezogen werden.

Der Beratungsservice soll dazu beitragen, das Gesundheitssystem – insbesondere die Spitalsambulanzen – zu entlasten. Tendenziell mehr Anrufe gehen am Wochenende, in der Früh und abends ein – also dann, wenn niedergelassene Ärzte schlecht erreichbar sind

Fragen nach Arztkontakten

Notruf Niederösterreich, wo die Gesundheitshotline in dem Bundesland angedockt ist, vermerkte quartalsweise leicht steigende Zahlen – wobei laut Pressebüro die Zahl der Beratungsgespräche gezählt werde, nicht die Gesamtzahl der Anrufe, die auch Fragen nach Apothekenöffnungszeiten oder Arztkontakten beinhalten. Laut Zwischenbilanz wurden im ersten Vierteljahr noch rund 4500 Beratungsgespräche geführt, von Juli bis September waren es etwa 5400. Insgesamt fanden bis 24. Oktober mehr als 11.200 Beratungen statt. Sie dauern im Schnitt je knapp 14 Minuten.

In Vorarlberg wird die Zahl der Anrufe (nicht die der daraus resultierenden Beratungen) erfasst: Dort wurde vor kurzem die Gesamtzahl 9000 überschritten.

Schmerzen, Stiche, Unwohlsein

Häufigste Beweggründe, in Niederösterreich 1450 zu wählen, waren Rückenschmerzen, Erbrechen, Insektenstiche, Schwindel und Bauchschmerzen. Die Berater verwiesen rund die Hälfte der Anrufer an niedergelassene Ärzte, in Wien waren es laut FSW rund 70 Prozent, Vorarlberg liegt dazwischen. Etwa 16 Prozent wurden in Niederösterreich an die Rettung verwiesen und ein Fünftel an eine Klinik oder Ambulanz. Bei je knapp fünf bis sechs Prozent der Anrufer in den drei Bundesländern reichte die Beratung oder Selbstversorgung. In der Schweiz – einem der Vorbilder für die Hotline – soll diese Zahl zehnmal höher sein.

Bis Ende 2018 läuft das Pilotprojekt, dann soll es evaluiert und bei Erfolg auf ganz Österreich ausgerollt werden. Im Pilotstatus kostet es 5,5 Millionen Euro: Je 2,5 Millionen zahlen Länder und Sozialversicherungsträger, den Rest das Gesundheitsministerium. (Gudrun Springer, 3.11.2017)