Foto: J. J. Kucek

Die Krimiautorin Klaudia Blasl lebt im Südburgenland in einem alten Bauernhaus. Ihr Bett ist eine blutrünstige Stätte, sagt die bekennende Farbneurotikerin. Ob deswegen auch alle Möbel rot sein müssen?

"Ich komme ursprünglich aus dem Altbau, und am Anfang war dieses Bauernhaus die Hölle für mich. Ich war eine gebückte Existenz und musste das Gehen erst neu erlernen. Unzählige Male habe ich mir den Kopf angeschlagen, und daher hängen an den Dachschrägen an neuralgischen, also schmerzhaften Stellen immer noch Bilderrahmen und diverse visuelle Ankerpunkte, die mich an die Schräglage meines neuen Lebens erinnern sollen. Ich bin noch in der Lernphase. Ein mühsamer Prozess.

"Jede leere Ecke empfinde ich als Bedrohung. Und so füllt sich meine kleine Kemenate nach und nach." Klaudia Blasl an ihrem Tatort.
Foto: J. J. Kucek

Dieses Bauernhaus also ist das Haus meines Freundes und Lebensgefährten Franz Potzmann. Er ist Kunsttischler, hat im Erdgeschoß seinen eigenen Betrieb und hat auch schon so manches Möbel für mich gefertigt, so wie etwa diesen eigenartigen, aber wunderbaren Trumeau-Tisch mit Klavierbeinen. Früher habe ich in Graz und Turin gelebt, doch die Liebe treibt ein seltsames Spiel, und so finde ich mich seit einem Jahr in dieser kleinen, aber feinen Bauernhaus-Kemenate wieder, fern aller weltlichen Konflikte und intrinsisch inmitten meiner eigenen Harmonieblase lebend.

Hier, das ist in Litzelsdorf im Südburgenland. Litzelsdorf ist, wie soll ich sagen, Litzelsdorf halt. Und drüben, auf der anderen Seite des Berges, befindet sich das linksliberale, von all meinen Freunden und Bekannten heiß geliebte Stinatz. Dazwischen liegen Welten. Doch das Gute ist, dass man hier in Litzelsdorf überall auf ordentlich gemähten Rasen trifft und auch am Ende eines langen Tages immer noch den Standard im Kiosk kriegt.

Wir leben am Dorfrand, und um die Ecke gibt es ... rein gar nichts. Umso mehr kann ich mich auf meine Arbeit konzentrieren. Alles, was mich kreativ fordert, mache ich hier in diesem Zimmer – meist im Bett. Es ist eine kontemplative und zugleich ziemlich blutrünstige Stätte. Sämtliche Leichen habe ich in diesem Raum bereits verscharrt, und es werden immer mehr. Aber keine Sorge: Ich bringe nur Leute um, von denen ich der Meinung bin, dass sie es auch wirklich verdient haben. Nette Menschen bleiben in meinen Büchern stets am Leben.

Faible für Gutes und Schönes

Überhaupt habe ich ein Faible dafür, Gutes und Schönes zu erhalten. So auch bei den Möbeln. Das venezianische Bett habe ich einem Bekannten abgekauft, der meinte, jetzt, wo er einen Vollbart hat, muss er sich davon trennen, weil er das stilkombinatorisch nicht mehr auf die Reihe kriegt. Soll sein. Auch den alten, wiewohl unbequemen Stuhl habe ich vor der Sinnlosigkeit bewahrt, indem ich ihn zu einem Blumentopf umfunktioniert habe.

Ich bin ein Mensch, der alles angreifen und in die Hände nehmen muss. Die Dinge müssen sich nach Leben und Geschichte anfühlen. Und sie müssen rot sein. Alles ist farbneurotisch minutiös aufeinander abgestimmt. Ich habe große Probleme mit Kälte und Nässe und somit auch mit kalten und nassen Farben. Blau macht mich wahnsinnig. Ich könnte niemals auf einem blauen Leintuch schlafen. Und auch in der Küche habe ich sämtliche blaue Geschirrtücher eliminiert.

Und noch etwas: Ich bin leidenschaftliche Sammlerin. Ich sammle gute wie böse Kräuter und Schwammerln für mein Leben gern. Und mit der gleichen Leidenschaft sammle ich auch Möbelstücke und Kleinzeugs am Flohmarkt. Jede leere Ecke empfinde ich als Bedrohung. Und so füllt sich meine kleine Kemenate nach und nach. Ich will noch einen Wintergarten bauen, meinen Gemüse- und Nutzgarten und einen kleinen Kiefernwald auf unserem Grundstück anpflanzen. Und eines Tages möchte ich zum absoluten Glück in einem Baumhaus arbeiten." (6.11.2017)