Hell, weiß, offen – trotz trüben Wetters und grauen Himmels wirkt das Zentrum für Technologie und Design der New Design University (NDU) in St. Pölten wach und erfrischend, wenn auch etwas kühl. Dass eine soche Einrichtung sich nicht mit irgendeinem Gebäude zufrieden gibt, ist klar. Und dennoch musste der von der Arge AllesWirdGut entworfene Bau nicht nur optischen Ansprüchen genügen, für seine Nutzer musste er vor allem praktisch sein.

Auf zwei Stockwerken ist die NDU mit Lehrsälen, Werkstätten und Labors angesiedelt, im Keller befinden sich Räume des Wifi Niederösterreich. Sie sind flexibel anpassbar, so dass sie schnell einer anderen Nutzung zugeführt werden können, erklärt Prorektor Johannes Zederbauer. Zudem steht hier die Kommunikation zwischen den Nutzern im Vordergrund. "Durch die offenen Strukturen kommen die Studenten der verschiedenen Fachrichtungen ins Gespräch. Dadurch entsteht eine kreative Zusammenarbeit", so Zederbauer.

Das NDU-Gebäude hat 2016 einen Anerkennungspreis erhalten.
Foto: AllesWirdGut Architektur/ Guilherme Silva Da Rosa

Im Jahr 2016 hat das Gebäude der NDU beim NÖ Baupreis einen Anerkennungspreis erhalten. Die Auszeichnung kürt jährlich Bauwerke, "die sich auszeichnen in der Qualität der handwerklichen Leistungen, verbunden mit einer zeitgemäßen Gestaltung, einer wirtschaftlichen Funktionalität und einer nachhaltigen Bauweise." Das erklärte Ziel: die Wahrung und Weiterentwicklung der Baukultur des Bundeslandes.

Sich ein Beispiel an Gelungenem nehmen, das wollte die Landesinnung Bau der niederösterreichischen Wirtschaftskammer ihren Mitgliedern ermöglichen und hat so, gemeinsam mit dem Architekturnetzwerk Orte, eine Exkursion zu sechs herausragenden Beispielen organisiert, die einst Preisträger waren.

Neues altes Bauernhaus

Zweite Station nach der NDU in St. Pölten: ein preisgekrönter Bau im Kleinen. Das Einfamilienhaus der Familie Weinberger steht in St. Georgen am Ybbsfelde und wurde von Wolfgang Thanel geplant. "Wir wollten einen Bauernhof mit Garten", erzählt die Hausherrin Martina Weinberger. Geworden ist es nach dem dritten Planungsversuch letztendlich ein Neubau, der einem Bauernhaus jedoch nicht ganz unähnlich ist.

2016 erging der 3. Preis an ein Einfamilienhaus in St. Georgen.
Foto: redl

So ist das L-förmige Gebäude zwar durch große Glasfronten besonders hell, mit hölzernen Schiebeelemente, die Scheunentoren sehr ähnlich sind, lassen sich die offenen Flächen jedoch schließen. Auf der Rückseite liegt der gewünschte Garten, auf den hin der gesamte Wohnbereich ausgerichtet ist. Auf einer Seite ist der Bau zweistöckig, unter dem Satteldach liegen zwei Kinderzimmer, sowie eine Galerie, die von der ganzen Familie genutzt wird. Insgesamt verfügt das Haus über 170 Quadratmeter Wohnfläche. Im Jahr 2016 wurde es beim niederösterreichischen Baupreis mit dem dritten Platz ausgezeichnet.

Zukunftsorientierter Bau

Nicht weit vom Zuhause der Weinbergers entfernt steht ein Haus, das im Jahr 2014 den ersten Platz beim Baupreis belegt hat. Die Wohnhausanlage in der Marktstraße in St. Georgen wurden von Mang Architekten entworfen und ist Vorzeigebeispiel in vielerlei Hinsicht.

Auch hier haben sich die Architekten für eine offene Raumaufteilung entschieden und auf der Außenfassade unbehandeltes Holz verwendet. Ungewöhnlich ist aber vor allem die Nutzung des Gebäudes. Denn neben einer Einrichtung für betreutes Wohnen befinden sich im Haus auch ganz gewöhnliche Wohnungen, etwa für Familien, Paare oder Singles. Hinzu kommt eine Tagesbetreuungsstätte im Erdgeschoß für pflegebedürftige, außerhalb wohnende Personen.

Den ersten Preis machte 2014 ein Wohnbau in St. Georgen.
Foto: Redl

Das generationenübergreifende Wohnen funktioniere hervorragend, erzählen die Mitarbeiter. "Kinder spielen am Nachmittag mit Senioren, so haben alle etwas davon." 2014 hat dieses Projekt die Jury des Baupreises überzeugt: "Für das fortschrittliche soziale Konzept des erweiterten Betreuten Wohnens wurde damit ein Gebäude geschaffen, welches nicht nur durch den erfolgreich umgesetzten baulichen und gestalterischen, bis in die Details gehenden Standard überzeugt, sondern auch ein zukunftsorientiertes, sozial hervorragendes Organisationsmodell nachhaltiger Art darstellt", lautete die Begründung.

Wohnhaus mit Lichthof

Ebenfalls für den Baupreis nominiert, und zwar im Jahr 2012, war das nächste Gebäude der Baupreis-Exkursion: Der Restaurantbetrieb "Wirt am Teich" in St. Valentin, geplant von Ernst Michael Jordan. Herzstück der Anlage ist – wie der Name schon sagt – ein Teich, den die Terrasse des Restaurants teilweise überragt. Und wiederum: Eine Glasfront gibt die Sicht auf das Gewässer frei und lässt Licht in den Gastraum, die Grenzen zwischen Innen und Außen verschwimmen.

Nebenan steht ein Wohnbau, ebenfalls von Jordan geplant, der architektonisch fast noch eindrucksvoller ist. Im Zentrum liegt ein großer Lichthof, in dem ein kleiner Park angelegt wurde und in dem die Temperatur nie unter zwölf Grad fällt. Die Zugänge zu den insgesamt 27 Wohnungen sind in einer Art Galerie um den Lichthof angeordnet.

In St. Valentin steht dieser Wohnbau von Ernst Michael Jordan.
Foto: Redl

Dazu kommen Abstellräume, die die Kellerabteile ersetzen – sie sind ebenfalls Teil des Lichthofes und mit dem alten Holz jenes Bauernhauses verkleidet, das sich früher an eben jener Stelle befand.

Zukunftsorientiert ist das Stichwort für den nächsten Halt des Exkusionsbusses, denn hier dreht sich alles um den Nachwuchs. Das Schulgebäude des Bundesrealgymnasiums Kremszeile hat im Vorjahr den ersten Platz beim niederösterreichischen Baupreis belegt. Lichtdurchflutet und grün – das sind nur zwei Adjektive, mit denen der Bau beschrieben werden kann. Flexible Trennwände, Begrünung im Innenbereich, vier Terrassen, ein Klimagarten, große Pausenflächen und von jedem Klassenzimmer aus der Blick ins Grüne – all das zeichnet das Schulgebäude aus.

Den 3. Platz belegte 2009 die Gebietsvinothek in Kirchberg.
Foto: Matthias Raiger | gernergernerplus

Und die Architektur von trafo Kirchmayr & Nöbauer GbR scheint sich auszuzahlen: "Das Wohlbefinden unserer Schüler zeigt sich in besseren Verhaltens- und Betragensnoten, und es gibt weniger Mobbing", sagt Direktorin Elisabeth Weigel. "Kinder müssen ausreichend Platz und natürliches Licht haben", bestätigt auch Architekt Stefan Nöbauer. Das alte Gebäude aus den 1960er-Jahren hatte eher Ähnlichkeit mit einer Anstalt, erzählt ein Vertreter der BIG. Sie ist der Bauherr und hat die Schule in 15 Monaten um insgesamt 21 Millionen Euro generalsanieren lassen.

Eins mit der Landschaft

Der letzte Halt der Exkursion ist das Gebäude Weritas in Kirchberg am Wagram. Es dient als Gebietsvinothek und Regionszentrum und wurde vom Architekturbüro gerner gerner plus entworfen. 2009 hat der an einem Hang gelegene Bau den dritten Platz des Baupreises belegt. Beeindruckend ist hier vor allem die Aussicht, und wie sich das dem Wein gewidmete Gebäude in die umliegende Landschaft einfügt. Und auch hier geben große Glasfronten vom Restaurantbereich aus den Blick auf die Landschaft frei.

Moderne Architektur in Niederösterreich ist nachhaltig, flexibel und offen. Vor allem aber steht die Verbindung mit Natur und Außenwelt im Vordergrund. Jedes der besuchten Gebäude nutzt Glas, um mit der Umgebung zu interagieren, außen wird innen, innen wird außen. So ist Architektur nicht mehr Platzhirsch, sondern Teil des Gesamtbildes. (Bernadette Redl, 10.11.2017)