Tausende gingen in Barcelona auf die Straße, um für die Freilassung der festgenommenen Regierung Kataloniens zu demonstrieren.

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Barcelona/Madrid – Im Konflikt um die Unabhängigkeit haben Demonstranten am Freitag mehrere Straßen und Schienenstränge in Katalonien blockiert. Nach einer Protestkundgebung am Vorabend in Barcelona rief der linksgerichtete CUP-Politiker Carles Riera zum Generalstreik und zu einer massiven Mobilisierung auf.

Noch im Lauf des Freitags wurde die Verhängung eines europäischen Haftbefehls gegen den entmachteten Regionalpräsidenten Carles Puigdemont erwartet, der sich nach Belgien abgesetzt hat.

Vier Straßen seien am Morgen vorübergehend versperrt gewesen, teilte der katalanische Verkehrsinformationsdienst mit. Eine halbe Stunde später wurde gemeldet, dass die Straßen wieder frei seien. Im Bahnhof Sant Cugat wurden zeitweilig Schienen blockiert, was zu Zugverspätungen führte. Nach zwei Stunden lief der Bahnverkehr wieder normal.

Demonstranten: "Befreit politische Häftlinge!"

In Barcelona besetzten Unabhängigkeitsbefürworter der linksextremen Gruppe Arran am Donnerstag laut ihrem Twitter-Account die Gran Via und schwenkten Fahnen für die Loslösung von Spanien. 20.000 beteiligten sich nach Polizeiangaben an der Kundgebung mit Rufen wie "Befreit politische Häftlinge!" und "Das ist keine Justiz, sondern Diktatur!".

Die spanische Richterin Carmen Lamela wollte im Lauf des Tages den europäischen Haftbefehl für Puigdemont ausstellen. Der 54-jährige Politiker soll dann von den Behörden in Belgien, wohin er sich am Montag begeben hatte, festgenommen und nach Spanien ausgeliefert werden.

"Wir stehen wieder am Abgrund", kommentierte die katalanische Tageszeitung "La Vanguardia". Eine Festnahme Puigdemonts wäre "das schlimmste Szenario". Puigdemont sagte dem katalanischen Sender TV3 am Donnerstag, der Streit sei "nicht länger eine innerkatalanische Angelegenheit", die internationale Gemeinschaft müsse sich der Gefahr bewusst werden.

EU will sich nicht einmischen

Die EU will sich aber weiter nicht in den Konflikt einschalten: Das sei ausschließlich eine Sache der "Justizbehörden, deren Unabhängigkeit wir akzeptieren", sagte eine Kommissionssprecherin am Freitag.

Deutschland bekräftigte seine Unterstützung für die spanische Regierung unter Mariano Rajoy. "Wir unterstützen weiter die klare Haltung des spanischen Ministerpräsidenten zur Wiederherstellung und Gewährleistung der spanischen Verfassungsordnung", sagte Regierungssprecher Steffen Seibert. Das große Interesse Deutschlands sei, dass Verfassung und Einheit Spaniens erhalten bleiben. (APA, 3.11.2017)