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Den wahren Draht zu den Massen hat Ralph Northam nicht. Für den Sieg bei der Gouverneurswahl in Virginia sollte es aber reichen, hoffen die Demokraten. Klappt es nicht, steht die Partei vor einem neuen Problem.

Foto: AP / Steve Helber

Washington/Wien – Wenn man es nüchtern betrachtet, geht es nicht um viel. Doch die wenigen Urnengänge, die heute, Dienstag, in den USA stattfinden, gelten sowohl bei den Demokraten als auch für viele Republikaner als richtungsweisend. Für die Grand Old Party geht es darum, unter Präsident Trump skeptische Wähler zu überzeugen. Und für die Demokraten werden die Voten die Frage beantworten, ob das Feindbild im Weißen Haus allein reicht, um über die enge Anhängerschaft hin aus die "Resistance" gegen Trump zu mobilisieren.

  • Vor allem bei den Demokraten sind zuletzt die Zweifel gewachsen. Prominentestes Beispiel ist Ralph Northam, der die Massen nur mäßig begeisternde Kandidat für die Gouverneurswahl in Virginia. Im Sommer war der Vizegouverneur noch mehr als zehn Punkte vor seinem republikanischen Herausforderer Ed Gillespie gelegen, der im Wahlkampf vom gemäßigten Konservativen zum Trump-Anhänger mutierte. Jüngste Umfragen sehen ein enges Rennen. Hillary Clinton hatte den einst solide republikanischen Staat 2016 noch 50 zu 44 Prozent gegen Donald Trump gewonnen. Schon ein knapper Sieg wäre eine schlechte Nachricht für die Demokraten.
  • Besser sieht es für die Partei bei der Gouverneurswahl in New Jersey aus. Umfragen sehen ihren Kandidaten Phil Murphy, Ex-Goldman-Sachs-Banker und früher Botschafter in Deutschland, rund 20 Prozentpunkte vor seiner republikanischen Konkurrentin Kim Guadagno. Der bisherigen Vizegouverneurin war es zu wenig gelungen, sich von ihrem bisherigen Chef Chris Christie zu distanzieren. Er ist nach zwei Amtszeiten, zahleichen Skandalen und wegen seiner Unterstützung für Donald Trump äußerst unbeliebt. Aber: Weil das Rennen entschieden scheint, könnten viele Demokraten-Anhänger zu Hause bleiben.
  • Noch klarer ist die Sache bei den Bürgermeisterwahlen in New York. Amtsinhaber Bill de Blasio werden deutlich über 50 Prozent der Wählerstimmen zugesprochen, seine schärfste Konkurrentin, die Republikanerin Nicole Malliotakis liegt bei rund 16 Prozent, der Rest geht laut Befragungen an vormals demokratische Kandidaten von Splitterparteien. Freilich liegt die Latte für de Blasio hoch. Bei seinem ersten Antreten 2013 hatte er rund 73 Prozent erhalten.
  • Auf einen Triumph hoffen die Demokraten unterdessen an der Westküste der USA. Bei Nachwahlen in Washington könnten sie mit einem Sieg in einem Vorort Seattles die Mehrheit im Senat des Bundesstaates erringen. Damit würden Demokraten in allen Westküstenstaaten Gouverneure und Parlamentsmehrheiten stellen. Was nach einer unbedeutenden Statistik klingt, dem maß die New York Times jüngst höhere Bedeutung zu: Die Partei, so die Zeitung, könnte dann ihren Wunsch nach staatenübergreifenden, etwa umweltpolitischen, Initiativen wahrmachen und so Maßnahmen der US-Regierung überregional außer Kraft setzen. (Manuel Escher, 7.11.2017)