Das Öffi-Jahresticket kostet bei monatlicher Abbuchung künftig 396 statt 375 Euro.

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Wien – Mehr als drei Jahre nach der letzten Preiserhöhung kommen Anfang des nächsten Jahres auf den Großteil der Kunden der Wiener Linien wieder höhere Ticketpreise zu. Der Preis für den Einzelfahrschein im Wiener Öffi-Netz wird um 20 Cent teurer und beträgt künftig 2,40 Euro. Für eine Wochenkarte sind 90 Cent mehr zu zahlen. Die Monatskarte wird um 2,80 Euro teurer und ist ab 1. Jänner um 51 Euro zu haben.

Auch Jahreskartenbesitzer bekommen die Erhöhung zu spüren. Bei monatlicher Abbuchung waren bisher insgesamt 375 Euro fällig. Dieses Ticket kostet künftig 396 Euro – wird also um 21 Euro teurer. Laut den Wiener Linien liegt der Preis aber immer noch unter dem Niveau von 2002, wie bei einem Pressegespräch betont wurde. Damals waren nach einer empfindlichen Preiserhöhung im Juni 2002 417 Euro für die Jahreskarte zu bezahlen.

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Einzig bei Einmalzahlung bleibt der bisherige Preis von 365 Euro bestehen. Dieses Ticket nicht zu erhöhen sei "Wunsch des Eigentümers" gewesen, sagte Wiener-Linien-Geschäftsführerin Alexandra Reinagl und verwies auf das Prestigeprojekt der rot-grünen Stadtregierung, die die 365-Euro-Karte im Jahr 2012 eingeführt hatte. Bei der Präsentation der Preiserhöhungen waren keine politischen Vertreter wie die zuständige Öffi-Stadträtin Ulli Sima (SPÖ) oder Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou (Grüne) anwesend.

760.000 Jahreskartenbesitzer

Seit der Einführung der 365-Euro-Jahreskarte sind die Verkaufszahlen stark gestiegen. Wurden 2011 noch 363.000 Jahreskarten verkauft, sind es aktuell 760.000 – also mehr als doppelt so viele. Von der aktuellen Preiserhöhung sind fast 550.000 Jahreskartenbesitzer betroffen. 215.000 Kunden, die den regulären Preis per Einmalzahlung erledigten, zahlen weiterhin 365 Euro.

Für Senioren werden die ermäßigten Jahreskarten auf alle Fälle teurer – egal ob bei Einmalzahlung (plus elf Euro) oder monatlichem Abbucher (plus 1,42 Euro pro Monat). Auch alle anderen ermäßigten Seniorentickets kosten künftig etwas mehr. "Wir haben die Seniorenpreise seit 2007 nicht angegriffen", sagte Reinagl. "Das ist jetzt auch ein Nachziehen."

Durchschnittlich 3,7 Prozent teurer

Im Durchschnitt werden die Tickets der Wiener Linien um 3,7 Prozent teurer. Dennoch bleibe das "Preis-Leistungs-Verhältnis eines der Attraktivsten in Europa", sagte die Geschäftsführerin. Sie verwies im Jahreskartenvergleich auf Städte wie Hamburg (606 Euro), München (741 Euro) und Amsterdam (920 Euro).

Investitionen in die Infrastruktur wie die kürzlich erfolgte Verlängerung der U1 nach Oberlaa und der bevorstehende Bau des U2/U5-Linienasts würden aber Preiserhöhungen nötig machen. Alleine heuer würden zudem 413 Millionen Euro in Verbesserungen investiert, die Kosten für die Wiener Linien seien um rund 5,8 Prozent gestiegen. "Es liegt auf der Hand, dass mit Verbesserungen die Kosten steigen", sagte Reinagl.

Auch Schwarzfahren wird teurer

Teurer wird auch das Schwarzfahren: Künftig sind statt 103 nämlich 105 Euro zu blechen. Bei Bezahlung innerhalb von zwei Wochen werden 115 Euro fällig. Unberührt von den Erhöhungen bleiben neben dem Einmalzahler-Jahresticket auch das Top-Jugendticket, das Jugendticket und das Semesterticket für Studierende beim Online-Kauf.

Abgeschafft wird der Fahrscheinverkauf in Autobussen. Dazu zählt auch der Verkauf von Nightline-Tickets, die künftig vorab gelöst werden müssen. Reinagl begründet die Maßnahme damit, dass zuletzt nur 0,06 Prozent der Fahrgäste ihren Fahrschein beim Fahrer gekauft hätten. Eingestellt werden zudem das 90-Minuten-Ticket und die Vier-Streifen-Karte. Man komme damit einer Empfehlung des Stadtrechnungshofs nach.

Hohe Zuschüsse

Die Wiener Linien konnten aus dem Ticketverkauf zuletzt rund 500 Millionen Euro erlösen. Der Betrieb lässt sich damit aber keinesfalls aufrechterhalten: Die Zuschüsse der öffentlichen Hand, vor allem der Stadt und auch des Bundes, werden im laufenden Jahr mit 723 Millionen Euro ausgewiesen, wobei hier auch der Netzausbau inkludiert ist. Der Investitions- und Betriebskostenzuschuss der Stadt beträgt rund 600 Millionen. Im Voranschlag 2017 macht der Betriebskostenzuschuss der Stadt 330 Millionen aus. Diese Summe wird 2018 leicht sinken: Reinagl rechnet mit 324 Millionen Euro, Verhandlungen laufen noch. (David Krutzler, 7.11.2017)