Die Informationstechnologien, die im digitalen Energienetz eingesetzt werden, übertragen auch private Daten.

Foto: FH Salzburg

Salzburg – Intelligente Stromnetze, sogenannte Smart Grids, helfen dabei, Energie nachhaltig einzusetzen. Über Kommunikations- und Steuerungstechnologien können damit erneuerbare Energiequellen besser ins Netz integriert werden. Da sich Energie schwer speichern lässt, ist auch der Zeitpunkt des Stromverbrauchs entscheidend.

Durch die Digitalisierung des Energiesystems wird auch eine große Anzahl an Daten übermittelt. Die Messung des Stromverbrauchs mit modernen Stromzählern legt etwa offen, wann wir aufstehen, Wäsche waschen oder das Haus verlassen. Die Daten der Verbraucher mit maßgeschneiderten Technologien zu schützen – genau hier setzt das Zentrum für sichere Energieinformatik (ZSE) der FH Salzburg an.

Verbraucherdaten

Der Forschungsschwerpunkt liegt auf der IT-Security und dem Schutz der Privatsphäre. Die Informatiker entwickeln technische Möglichkeiten, um Daten abzusichern und gleichzeitig die Funktionalität zu erhalten. Externe Datenangriffe, etwa von Hackern, sind genauso das Metier des Forschungszentrums wie die Privatsphäre bei Daten der Verbraucher zu bewahren und diese gleichzeitig für Firmen nutzbar zu machen. Um die optimale Energiebalance in einer kompletten Wohnsiedlung nachhaltig zu steuern, braucht es etwa nicht zwingend Rückschlüsse auf jede einzelne Wohnung. Die Forscher entwickeln beispielsweise technische Lösungen, um die Messdaten des Stromverbrauchs zu bündeln, damit es keine Rückschlüsse auf einzelne Personen gibt.

Bereits international im Einsatz ist eine vom ZSE entwickelte Toolbox für Smart-Grids-Architektur-Modelle. Das Programm erstellt einen Plan für digitale Energienetze und zeigt Datenübertragungen auf.

"Wenn sie ein Haus bauen, dann hilft ein Architekturprogramm digital, das Haus zu entwerfen, mit einem Grundriss, Elektroplan und dergleichen. So ähnlich funktioniert die Toolbox für die IT-Architektur im digitalen Energienetz", erklärt der Leiter des Zentrums, Dominik Engel. Enthalten sind auch Vorschläge für die Anwendung konkreter Security-Technologien im Falle der Datenübertragung.

Das ZSE ist das Nachfolgezentrum des Josef-Ressel-Zentrums für anwenderorientierte Smart Grid Privacy, Security und Steuerung, das auf fünf Jahre befristet vom Wirtschaftsministerium gefördert wurde. "Die Forschungsagenda wurde abgeschlossen. Es haben sich aber viele neue Fragestellungen ergeben", sagt Dominik Engel. Etwa zur Elektromobilität: "Der Fahrer eines Elektroautos sollte gleichzeitig Preise abfragen, Strom tanken können und dabei seine Privatsphäre bewahren", gibt Engel ein Beispiel.

Zweite Fremdsprache

Das ZSE hat 17 Forschungsmitarbeiter, die alle bei der IT angesiedelt sind, vorrangig sind es Informatiker und Mathematiker. "Wir alle sprechen als zweite Fremdsprache Energietechnik", sagt Engel, der auch Mitglied der Taskforce Privacy der EU-Arbeitsgruppe Smart Grids in Brüssel ist.

Das Zentrum arbeitet mit einigen Unternehmenspartnern wie Salzburg AG, der Wohnbau GmbH oder Siemens zusammen. Sie tragen auch die Hälfte der Kosten, die andere Hälfte übernehmen das Land und die Fachhochschule Salzburg. (Stefanie Ruep, 10.11.2017)