Alle Räder stehen bald still.

Foto: Christian Schaub

Horn/Wien – "Final Rallydays" – es ist kein heiteres Zusammentreffen, dass der seit einigen Jahren gebräuchliche Untertitel der Waldviertel-Rallye sowohl vom Saisonende als auch vom Ende dieser Traditionsveranstaltung in ihrer heutigen Form kündet. Eine Rallye dieser Größenordnung sei nicht ohne große Verluste durchzuführen, sagt Organisationsleiter Helmut Schöpf, um dann ins Detail zu gehen.

Im Vorjahr zeitigten die "Final Rallydays" bei einem Gesamtbudget von 240.000 Euro ein Minus "um die fünf Prozent" – gerade noch vertretbar für Schöpf und die Veranstaltergemeinschaft aus den Motorsportklubs ÖAMTC ZV Baden und MSRR Neulengbach. Für dieses Jahr musste das Budget aber auf 150.000 Euro reduziert werden. Die Rallyeszene leidet schließlich an Auszehrung, weil Sponsorgelder kaum noch aufzutreiben sind. Schöpf führt das auch darauf zurück, dass über Marketingbudgets von Großsponsoren immer seltener in Österreich selbst entschieden wird. "Wohin das Geld fließt, entscheidet die Größe der Märkte. Da schauen wir dann schlecht aus."

Kaum Sponsoren

Motorsportfremde Sponsoren würden zunehmend vom Image der Szene abgeschreckt. "Motorsport wird immer weniger als Sport, sondern als Umweltbelastung wahrgenommen", sagt Schöpf. Dabei käme es auf die 100 Rallyeautos, die pro Jahr je rund 5000 Kilometer unterwegs sind, seiner Meinung nach nicht wirklich an.

Beppo Harrach düst durch das Waldviertel.
Fabian Zeeb

Einnahmenseitig bleiben noch Teilnahmegebühren der Teams, die allerdings bei einer fast reinen Schotterrallye, wie sie im Waldviertel aufgeführt wird, ohnehin deutlich höhere Aufwendung zu bewältigen hätten. "Fast die gesamte Meisterschaft wird auf Asphalt gefahren. Für eine Schotterrallye braucht es Umbauten, dazu sind die Reifen nicht mehr wiederverwendbar."

Kreative Fans

Der Publikumszuspruch – die Waldviertel-Rallye lockt seit jeher Zehntausende an die Sonderprüfungsstrecken – bringt fast nur indirekt Einnahmen. Die 15 Euro für den Zweitagespass fordern vor allem die Kreativität der Fans heraus. "Bei uns machen sich viele einen Sport daraus, dabei zu sein, ohne Eintritt zu zahlen. In Finnland oder Portugal sind die Leute stolz darauf, einen Rallyepass umhängen zu haben."

Die 250 bis 300 Personen, die für die Organistation nötig sind, kosten dagegen viel Geld, obwohl vieles auf Klubbasis organisiert und nur geringfügig abgegolten wird. Voll ist die Exekutive zu bezahlen, sechs bis acht Zweierstreifen sind bei der Rallye im Einsatz. Und schließlich sind nach dem Verklingen der Motoren Schäden zu beheben. "Nach einer Asphaltrallye sind 3000 bis 5000 Euro für Bankettschäden zu bezahlen. Bei einer Schotterrallye kann man eine Null anhängen", sagt Schöpf, der die 1981 als Semperit-Rallye aus der Taufe gehobene Waldviertel-Rallye seit 2002 schupft. "In der derzeitigen Form geht das einfach nicht mehr, man müsste sich über ein anderes Format Gedanken machen." Für 2018 wird das nichts mehr, die Waldviertel-Rallye wird aus der Meisterschaft zurückgezogen. (Sigi Lützow, 10.11.2017)