Franco Foda twittert nicht, aber er lässt twittern.

Foto: APA/ROBERT JAEGER

Der neue Dirigent der ÖFB-Akteure in Aktion.

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Marbella – Freitagmittag zog Franco Foda in Marbella seine erste Bilanz als Teamchef. Das Trainingslager war fünf Tage alt, am Sonntag wird nach Wien geflogen, am Dienstag im Happel-Stadion gegen Uruguay gespielt. Spätentschlossene haben wenig zu befürchten, es gibt 35.000 Restkarten.

Foda hatte sich Gedanken gemacht, wie die Annäherung, das Kennenlernen, vonstattengehen könnte, als Reise ins Ungewisse hat er die Zusammenkunft in Spanien aber nie betrachtet. "Ich war ja informiert, habe den Job angenommen, weil ich davon überzeugt bin. Ich will mit den Besten des Landes arbeiten. Es ist all das eingetreten, was ich mir vorgestellt und ausgemalt habe."

Die Basis

Nach fünf Tagen ist die österreichische Fußballgesellschaft klüger, gelöster. "Es ging auch darum, dass sich die Spieler ein Bild von mir machen. Sie haben viel über den Foda gehört, auch Halbwahrheiten." Ein paar Einzelgespräche stehen aus, zwei Drittel hat der 51-jährige Deutschen erledigt, den verletzten David Alaba wird er besuchen. "Da bist du als Psychologe gefragt, ich wollte auch Privates erfahren. Sie mochten meinen Vorgänger Marcel Koller." Natürlich dürfe man nie verallgemeinern, "aber es sind keine Maschinen, sondern bodenständige, offene, hungrige Menschen, die gerne im Nationalteam sind. Das ist eine Basis."

Teamchef Foda selbst bleibt der prinzipientreue Foda von Sturm Graz, was nicht heißt, "dass man an sich nicht arbeitet. Die Zeiten und der Fußball werden immer schnelllebiger, die Generation hat sich verändert. Training und Taktik werden weiterentwickelt. Das Schlimmste ist, wenn du glaubst, alles zu wissen. Trotzdem bin ich ein Mensch, der so ist, wie er ist." Sollten harte Hunde eine Schublade haben, Foda würde tief drinstecken. Er wehrt sich nicht gegen das Image, schränkt aber ein: "Man muss differenzieren. Bei der Arbeit erwarte ich mir unheimlich viel. Missbraucht einer mein Vertrauen, bekommt er ein Problem. Innerhalb der Regeln darf sich jeder frei bewegen. Man muss hart sein, der Spaß darf aber nie verloren gehen."

Der Plan

Foda hat einen Plan, eine Spielphilosophie, ein Lebensprinzip, das lautet: "Sei immer positiv." Von den Fußballprofis verlangt er volles Programm, quasi Grenzgänge. "Wenn du nicht im Training hundert Prozent gibst, kannst du es auch im Match nicht." Die Art des Kickens dürfte sich von jener der Ära Kollers gar nicht groß unterscheiden. "Hohes Pressing, aber nicht über 90 Minuten, das hält keine Mannschaft aus. Man kann sich auch mal hinten reinfallen lassen, um Räume zu bekommen. Die Balance zählt."

Koller hat die sozialen Medien brav bespielt, Foda kann damit nicht dienen, er ist weder auf Facebook, noch twittert er: "Dabei bleibt es, man lebt besser ohne." Arnautovic und Co gesteht er das globale Mitteilungsbedürfnis zu. "Sie sind alt genug, um zu wissen, was man veröffentlicht. Wer auf dem Platz Verantwortung übernehmen muss, sollte dazu imstande sein. Hoffe ich zumindest." (Christian Hackl, 10.11.2017)