Vogelstimmen, Liebesgesänge, "Blut der Sterne", religiöse Entäußerung, der ganze Kosmos: All das wollte Olivier Messiaen in seine Musik verpacken. Im Programmheft des Wiener Musikvereins wurde anlässlich der Aufführung der "Turangalîla-Symphonie" im Rahmen von Wien Modern leise Kritik daran geäußert, wenn es hieß, hier komme auch eine "auffällige irrationale Komponente" zum Vorschein.

Es ist nicht von vornherein abwegig, bei einem Neue-Musik-Festival auch Klassiker der Moderne erneut zur Diskussion zu stellen. Und natürlich lässt sich der Bezug von Olivier Messiaen zum heurigen Motto des Festivals "Bilder im Kopf" nicht von der Hand weisen. Und doch stellt sich die Frage, ob das rund eineinhalbstündige zehnsätzige Riesenwerk (aus den Jahren 1946 bis 1948) zwingend in einem solchen Rahmen erklingen muss. Messiaen brachte der Nachkriegsavantgarde entscheidende Anstöße und wurde paradoxerweise zum Ahnvater des Serialismus – in krassem Widerspruch zum dort erhobenen strukturalistischen "Bilderverbot".

In den Olymp erhoben

Sein Werk und der Komponist selbst wurden längst in den Olymp erhoben, seine systematischen Verfügungen über das Tonmaterial vermögen bis heute zu faszinieren, die Wucht seiner Klangwelt hat etwas Fesselndes. Aber aus der historischen Distanz wird anhand etwa der "Turangalîla-Symphonie" auch ein Zug ins Pompöse überdeutlich. Einen "theologischen Regenbogen" wollte Messiaen hier ins Werk setzen, und bei aller Buntheit der Farben wirkt dieser inzwischen etwas oberflächlich und blass – gerade auch bei einer Wiedergabe wie jener durch das ORF Radio-Symphonieorchester Wien unter seinem Chefdirigenten Cornelius Meister.

Es war eine natürlich sehr genaue, strahlkräftige, brillante Interpretation, der man keinen Vorwurf machen kann, außer vielleicht, dass sie sich in ihrer wohlgesetzten Effektsicherheit erschöpfte. Inspiriertheit war jedoch wenig zu vernehmen. Es wird aber weiter Gelegenheit geben, sich über das Werk von Messiaen Gedanken zu machen. Bei It's a Bird werden Organist Wolfgang Kogert und Vokalistin Anna Clare Hauf u. a. Chants d'oiseaux (Livre d'Orgue) interpretieren (14. 11., Radiokulturhaus), während das Ensemble Kontrapunkte u. a. Messiaens Le Merle Noir im Musikverein interpretiert (am 30. 11.). (daen, 10.11.2017)