Dubai/Sanaa – Die Vereinten Nationen und die Europäische Union haben angesichts des von einer Hungersnot bedrohten Jemen eine vollständige Öffnung des Bürgerkriegslandes für Hilfslieferungen gefordert.

Für den von einer Hungersnot bedrohten Jemen ist erste Hilfe in Aussicht. Saudi-Arabien hat die Blockade der Häfen und Flughäfen des Jemen gelockert – so kann etwa Aden im Süden des Landes wieder angeflogen werden. Beitrag aus der ZiB um 11 Uhr.
ORF

"Die Lieferung lebensrettender Versorgungsgüter ist entscheidend für die jemenitische Bevölkerung und muss von allen Konfliktparteien ermöglicht werden", erklärte der für humanitäre Hilfe zuständige EU-Kommissar Christos Stylianides am Samstag. Die jemenitische Regierung stellte für Sonntag die Öffnung zweier Flughäfen in Aussicht.

Am Montag hatte die von Saudi-Arabien angeführte Militärkoalition die jemenitischen Häfen und Flughäfen sowie die Zufahrtsstraßen in das Land für Hilfsorganisationen dicht gemacht. Zuvor hatte Riad Teheran beschuldigt, hinter einem Angriff jemenitischer Huthi-Rebellen zu stehen, bei dem in der Nähe der saudi-arabischen Hauptstadt Riad eine Rakete abgefangen worden war. Nach scharfen Warnungen der UNO hatte das Militärbündnis dann am Mittwoch den Hafen in Aden und am Donnerstag einen Grenzübergang wieder geöffnet.

"Richtige Richtung"

Stylianides erklärte, die Maßnahmen seien zwar "ein Schritt in die richtige Richtung", es seien aber weitere Schritte notwendig. Die UNO müsse ihre Versorgung in den Häfen von Hodeidah (Hudaida) und Salif (Saleef) wieder aufnehmen können, überdies müssten die Landgrenzen für humanitäre Hilfen geöffnet werden.

Zuvor hatte auch das UN-Büro für die Koordinierung humanitärer Hilfe (OCHA) gewarnt, die Öffnung des Hafens von Aden reiche nicht aus. Die Blockade aller Häfen müsse für humanitäre und kommerzielle Lieferungen aufgehoben werden, sagte OCHA-Sprecher Russell Geekie. "Es kann keine Alternative dafür geben, dass all diese Häfen wieder voll funktionsfähig werden." Überdies seien bisher keine Hilfslieferungen in Aden angekommen. Die Öffnung des Landübergangs betreffe die UN-Einsätze zudem überhaupt nicht.

Auch Geekie pochte vor allem auf eine Öffnung des Hafens von Hodeidah westlich der Hauptstadt Sanaa. Der Hafen liegt in von Rebellen kontrolliertem Gebiet und bietet sich für Hilfslieferungen an, weil er sich in der Nähe der meisten Bedürftigen befindet. Vor der Blockade lieferten UN-Organisationen Nahrungsmittel und Medikamente über die Häfen.

Zwei Flughäfen geöffnet

Der Transportminister der international anerkannten Regierung des Jemen, Murad al-Halimi, kündigte an, die Flughäfen von Aden und Seijun würden am Sonntag wieder geöffnet. Die jemenitische Fluglinie Yemenia würde ihre Flüge dann wieder aufnehmen.

UN-Nothilfekoordinator Mark Lowcock hatte am Mittwoch vor der "größten Hungersnot seit Jahrzehnten" gewarnt, wenn Riad die Blockade nicht aufhebe. Der Krieg im Jemen hat laut UNO die "schlimmste humanitäre Krise der Welt" ausgelöst. Sieben Millionen Menschen stehen demnach kurz vor einer Hungersnot, insgesamt leiden 17 Millionen Menschen unter einer unsicheren Ernährungslage. Seit April starben bereits mehr als 2.000 Menschen an Cholera.

In dem Land kämpfen seit 2014 schiitische Huthi-Rebellen und mit ihnen verbündete Militäreinheiten des gestürzten Staatschefs Ali Abdallah Saleh gegen Truppen des international anerkannten Präsidenten Abd Rabbo Mansur Hadi. 2015 griff ein von Saudi-Arabien angeführtes Militärbündnis zugunsten von Hadi in den Konflikt ein. Das Militärbündnis wirft den Rebellen vor, über Hilfslieferungen Waffen zu schmuggeln. (APA, 12.11.2017)