Rund ein Drittel der Schülerinnen und Schüler sieht sich vom Unterricht über- oder unterfordert.

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Wien – Die Lehrerin steht an der Tafel und erklärt, die Schüler sitzen in ihren Bänken und hören zu: Diese Form des Frontalunterrichts hält die ÖVP-nahe Schülerunion für veraltet, es würde dabei nicht auf die Wünsche der Schülerinnen und Schüler eingegangen. Diesen Schluss zieht die Schülerunion aus einer nicht repräsentativen Umfrage, die sie unter rund 13.000 Schülern durchgeführt hat. "Mit den Methoden von gestern kann man uns nicht auf die Herausforderungen von morgen vorbereiten", sagt Bundesschulsprecher Harald Zierfuß zum STANDARD.

Auf die offene Frage, welche Unterrichtsform ihnen am besten gefällt, nennt ein Drittel Projekte und Projektarbeiten, ein Drittel mag das offene Arbeiten am liebsten. Gleichzeitig geben die Schüler an, dass ihr Unterricht zu 70 Prozent aus Frontalunterricht besteht.

"Wir brauchen viel mehr offenes Arbeiten", sagt Zierfuß. So könnten Schüler auch das lernen, was ihnen der Umfrage zufolge im Unterricht fehlt: Organisation, Zeitmanagement und Diskussionskultur. "Wir brauchen außerdem eine anderer Lehrerausbildung und eine bessere Fort- und Weiterbildung der Pädagogen."

Nicht repräsentativ

An der Umfrage teilgenommen haben vor allem Oberstufenschüler an Gymnasien und berufsbildenden höheren Schulen. Die Befragung ist also nicht repräsentativ. Nur etwa 0,3 Prozent der Befragten besuchen etwa eine Neue Mittelschule.

22 Prozent fühlen sich im Unterricht überfordert, zwölf Prozent unterfordert, 65 Prozent sagen: "Es passt super." Hier sei es "an der Zeit, bessere Möglichkeiten zur innerschulischen Differenzierung zu schaffen und nicht ideologisch auszuschließen wie bisher", sagt Zierfuß.

Handlungsbedarf bei Sprachen

Etwas mehr als die Hälfte der Befragten sieht "noch Handlungsbedarf" bei der Integration von "Schülern mit sprachlichen Barrieren". Den Vorschlag von Sprachintensivkursen vor und während des Regelunterrichts begrüßen ebenfalls mehr als die Hälfte. Je ein Drittel spricht sich für Buddy-Systeme und Support-Personal aus.

Die didaktische und pädagogische Ausbildung ihrer Lehrer empfanden drei Viertel der Schüler als entweder "absolut" oder "eher" optimal. Ein Viertel ist dagegen von den Pädagogen "kaum" oder "gar nicht" überzeugt. Für Zierfuß ist das "ein klares Zeichen für vermehrte Fort- und Weiterbildungen, vom Standort gesteuert".

Selbstständigkeit lernen

Als am wichtigsten für das weitere Leben empfanden die Schüler übrigens nichtfachliche Qualitäten: An oberster Stelle einer vierteiligen Skala stand dabei Selbstständigkeit (1,26), gefolgt von überzeugendem Auftreten (1,43) sowie Zeitmanagement und Organisation (1,47).

Weiter hinten landeten sowohl Kenntnisse zu digitalen Medien (1,70) als auch Kenntnisse zu Wirtschaft (1,78) sowie politischer Bildung (1,85). Bei der Frage, ob diese Kompetenzen schon jetzt im Unterricht vermittelt würden, erzielten allerdings ausgerechnet das Auftreten sowie Zeitmanagement und Organisation die schlechtesten Werte. (koli, APA, 15.11.2017)