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Das Ehepaar Mugabe bei einer Parteiveranstaltung in Harare, 8. November.

Foto: AP

Nach einer Nacht der überraschenden Wendungen war Mittwochvormittag in Simbabwe noch einiges offen: nicht zuletzt, ob es sich bei der bescheiden anmutenden Militärintervention um einen Putsch gehandelt hat. Generalmajor Sibusiso Moyo – jener Herr, der in der Nacht uniformiert im Staats-TV erschien – war bemüht, das Gegenteil zu betonen.

Es handle sich nicht um einen Putsch, sagte er, nachdem Soldaten den Sender übernommen, den Präsidentensitz überrannt, Mitglieder der Regierung in Gewahrsam genommen und von der Übernahme der Staatsgewalt durch die Armee gesprochen hatten. Mugabes Partei Zanu-PF sprach wenig später von einer "unblutigen Machtübergabe".

Dass die Armee in ihrem ersten Statement das Wohlergehen des 93-jährigen bisherigen Staatsoberhaupts betonte, zeigt die Sorge, dass bei dessen teils gewaltbereiten Anhängern die falsche Botschaft ankommt.

Immer offensichtlichere Korruption

Trotz seines autoritären Regierungsstils, der Gewalt bei der Übernahme von Farmen von deren ehemals weißen Besitzern, immer offensichtlicherer Korruption, der dadurch ausgelösten wirtschaftlichen Not und seines zunehmend offensichtlichen Verfalls gibt es im Land noch viele, die Mugabe in Ehren halten.

Manche haben noch immer das Bild jenes Mannes im Kopf, der ihnen nach dem Kampf gegen die autoritäre weiße Regierung in den 1970ern ihre Würde zurückgab. Andere hatten schlicht von seiner Korruption profitiert oder im Zuge der "Nationalisierung" das gewaltsam übernommene Ackerland bekommen.

Daher ist entscheidend, was nach einer Entmachtung Mugabes passiert. Klar schien Mittwochvormittag nur, dass sich die Aktion der Armee maßgeblich gegen Mugabes Ehefrau Grace richtete, die zuletzt immer unverschämter selbst nach der Macht griff.

Nachfolgekandidat bringt sich in Stellung

Als möglicher Wunschnachfolger der Armee galt der vergangene Woche entlassene Vizepräsident Emmerson Mnangagwa. Er hatte sich, wie es heißt, auch ausländischen Diplomaten als Mann angeboten, der wirtschaftliche Reformen und eine politische Öffnung durchführen könnte. Fällt die Wahl auf ihn, hätte dies den Vorteil, dass er innerhalb der Zanu-PF ausreichende Legitimität genießt.

Genau deshalb ist aber auch fraglich, ob er die versprochenen Reformen durchführen wird oder nur selbst nach der Macht greift. Mnangagwa galt jahrelang als rechte Hand Mugabes. Er war mitverantwortlich für Feldzüge gegen die eigene Bevölkerung in den 1980er-Jahren, später spielte er eine führende Rolle bei Repression und Wahlfälschung.

Schwache Opposition

Geht das Land hingegen in Wahlen, ist dies ebenfalls mit Risiko verbunden. Zunächst, weil diese in der aktuellen Situation neue Instabilität bringen würden. Aber auch, weil unsicher ist, welche Chancen die demokratische Opposition hat. Die Bewegung MDC hat in der Zeit ihrer Mitregierung 2009 bis 2013 viel Kredit verspielt. Ihre wirtschaftlichen Strukturreformen haben zwar das Wachstum erhöht, waren für viele Simbabwerinnen und Simbabwer aber schmerzlich.

Trotzdem: Sollte eine gute, einigermaßen friedliche Machtübergabe gelingen, wäre für das Land vieles gewonnen. Dass Simbabwe ohne Mugabe und seine Einflüsterer schlechter dastehen wird als mit ihnen, wäre schwer zu argumentieren. (Manuel Escher, 15.11.2017)