Bildungsministerin Sonja Hammerschmid warnte laut Medienberichten zuletzt davor, in Bildungsfragen "den Rückwärtsgang" einzulegen. Als Betroffener frage ich mich, ob hier jemand etwas falsch verstanden hat und ob unsere Politiker wirklich glauben, dass die Reformen, mit denen man die Schulen in den letzten Jahren überschwemmt hat, alle in die richtige Richtung gegangen seien.

Die Liste der "Innovationen", die man uns in den letzten Jahren beschert hat, ist so lang, dass sie den Rahmen dieses Artikels sprengen würde. Selbst Menschen, die trotz der Warnungen aller Betroffenen glauben, in die richtige Richtung unterwegs zu sein, sollten sich wenigstens die Frage stellen, ob das Tempo überhaupt noch Orientierung zulässt.

Eine Bewegung in die richtige Richtung wäre es jedenfalls, nicht mehr auf die Evaluierung neuer Maßnahmen zu verzichten und nicht mehr aus internationalen Studien auszusteigen, die unerwünschte Ergebnisse liefern. Vielleicht ist die Bildungspolitik aber nicht bereit zur Reflexion, weil sich die Verantwortlichen dann doch eingestehen müssten, vom richtigen Weg abgekommen zu sein. Denn angesichts dieser Erkenntnis wären dann doch der Retourgang oder zumindest ein deutliches Einlenken die richtigen Maßnahmen.

Von einer neuen Bundesregierung erwarte ich mir, dass man nicht gleich wieder blindlings aufs Gas steigt. Man sollte sich auch nicht auf den Rat schulfremder "Experten" stützen, auch wenn sie warum auch immer in die Koalitionsverhandlungen eingebunden waren. Man sollte vielmehr auf den Rat der Betroffenen hören. Es geht ja nicht um irgendeine Nebensächlichkeit. Es geht um die Zukunft unserer Kinder und Jugendlichen und damit um die Zukunft unseres Landes.

Ohne den nötigen Treibstoff wird ein Vorankommen nicht möglich sein. Die künftige Regierung müsste also als erste Maßnahme die drastische Unterfinanzierung des Schulwesens beenden. Erst wenn man für dringend nötige sinnvolle Reformen die nötigen Mittel hat, kann man daraus etwas machen. (Herbert Weiß, 15.11.2017)