Männliche Rollenbilder und Identität: Was verstehen Sie darunter?

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Der Mann, der arbeiten geht und Geld für seine Familie nach Hause bringt. Die Frau, die in der Zwischenzeit den Nachwuchs versorgt und sich um den Haushalt kümmert. Zwei Lebensentwürfe, die entgegengesetzter nicht sein könnten. Der Mann, der Beschützer, der Ernährer, der Starke. Das ist ein Männerbild, das es immer noch gibt.

43 Prozent der Befragten für den Gender Equality Report 2017 sehen das Geldverdienen als Männeraufgabe. Für zehn Prozent der Befragten ist es inakzeptabel, wenn Männer weinen. Die Beteiligung der Männer an Arbeiten im Haushalt und die Väterkarenz sind immerhin für 84 Prozent in Ordnung. Aber nur 41 Prozent befürworten es, wenn sich ein Mann als Feminist bezeichnet. Die Studie zeigt, dass die lange verinnerlichten Rollenbilder aufgebrochen werden und sich verschieben. Damit einher geht die Frage: Was macht eigentlich einen modernen Mann aus? Poster "Herr Rainer Zufall" sieht im Männerbild eine Verallgemeinerung:

Kein Männerbild, sondern in jedem den Menschen sehen, ist für Poster "Petervar Jóhánnson" wichtig:

Nur zwei Extreme werden beim Männerbild unterschieden, das kritisiert Poster "Der Thunfisch":

Frauen haben sich in den vergangenen Jahren immer mehr emanzipiert, sind aus der klassischen Rolle ausgebrochen und haben ebendieses Bild der Frau aktiv infrage gestellt. Teilweise sind Männer damit beschäftigt, ihre klassische Rolle aufrechtzuerhalten, sei es aus Überzeugung oder aus dem Glauben heraus, dass es von ihnen erwartet wird. Der Gender Equality Report zum Thema Haushaltsbeteiligung und Karenz zeigt, dass das klassische männliche Rollenbild in Bewegung ist. "Männer haben einfach einen Rückstand von 20 Jahren in der Bearbeitung dieser Frage", schreibt Poster "Burli21":

Aber auch eine gewisse Orientierungslosigkeit ist zu sehen, wie in der STANDARD-Gesprächsrunde zwischen sechs jungen Männern: "Beinahe wortkarg wird die Diskussionsrunde im Pub hingegen bei der Frage, wie es um ein neues männliches Rollenbild bestellt ist. Der Leiter des Instituts für Sexualpädagogik und Sexualtherapien, Wolfgang Kostenwein, kennt diese Ratlosigkeit, er hat sie täglich in seiner Praxis. 'Ich erlebe Männer zwischen zwei Rollenbildern: dem 'ignoranten Arschloch' und dem 'so sehr Einfühlsamen, dass er nicht mehr weiß, was er selbst will', sagt Kostenwein. Die Pädagogik habe in Reaktion auf die gesellschaftliche Realität seit 30, 40 Jahren versucht, Männer zu Empathie und Einfühlsamkeit zu erziehen. Nun stelle sich die Frage: 'Was ist eine positive männliche Identität?'"

Wie sieht Ihr Männerbild aus?

Was verstehen Sie unter "Mann sein"? Wie hat sich das Rollenbild über die Jahre verändert? Wo soll sich ein modernes Männerbild hinentwickeln? Und was bedeutet für Sie männliche Identität? (Judith Handlbauer, 5.12.2017)