Die Salzburger Bullen hatten guten Grund zum Jubel.

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Marco Rose: "Sturm ist nach wie vor ein Titelkandidat."

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Franco Foda: "In Unterzahl hat man gegen Salzburg fast keine Chance"

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Salzburg – Mit einer Machtdemonstration hat Red Bull Salzburg am Sonntag Sturm Graz von der Tabellenspitze geholt. Beim 0:5 schlitterten die Steirer in die höchste Bundesliga-Niederlage seit 2. November 2003 und bekamen "so richtig eine auf die Pappn", wie Mittelfeldmann Stefan Hierländer meinte. Aufgrund des unglücklichen Spielverlaufs hielt sich der Schrecken aber in Grenzen.

Schließlich mussten die Gäste ab der 37. Minute nach einer roten Karte für Verteidiger Christian Schulz mit einem Mann weniger auskommen und lagen nach dem darauffolgenden Elfer noch dazu 0:2 hinten. "Das war der Genickbruch", sagte Hierländer. Außenverteidiger Fabian Koch meinte trocken: "In Unterzahl hat man gegen Salzburg fast keine Chance." Ähnlich sah es Coach Franco Foda. "Bis zur roten Karte war es ein offenes Spiel mit viel Tempo."

"Es war am Anfang ein richtiges Spitzenspiel"

Salzburg-Coach Marco Rose, der nun auch einen der drei "großen" Gegner (Sturm, Austria, Rapid) mit den "Bullen" besiegt hat, wollte da nicht widersprechen. "Es war am Anfang ein richtiges Spitzenspiel, beide Mannschaften haben auf Augenhöhe agiert", erklärte Fodas Landsmann. Er war allerdings überzeugt, dass man durch Fredrik Gulbrandsens Köpfler "verdient" in Führung gegangen sei. Die Grazer waren zumindest über das Zustandekommen "not amused". Denn Gulbrandsen schob den springenden Schulz von hinten leicht, aber möglicherweise entscheidend an. Foda: "Da hätte man pfeifen müssen."

Die Attacke von Schulz an Gulbrandsen, die zu Rot führte, erregte hingegen nicht die Gemüter. "Absolut in Ordnung", sagte Foda. "Danach war die Sache erledigt." Auch Rose war klar, dass ab diesem Zeitpunkt alles für seine Mannschaft sprach: "Ohne Rot wäre es vielleicht eine offene Partie geblieben, weil Sturm ganz einfach eine sehr starke Mannschaft ist."

Mit diesem Selbstbewusstsein will Foda die nunmehr zwei Punkte hinter Salzburg liegenden Grazer auch in den kommenden Spielen sehen. "Meine Mannschaft hat einen guten Charakter und eine gute Mentalität. Und sie ist körperlich bereit, bis zum Ende der Herbstsaison ein hohes Tempo zu gehen. Erst nach 36 Runden wird abgerechnet", gab der ÖFB-Neo-Teamchef zu Protokoll. "Wir haben die Mentalität, wieder aufzustehen", bestätigte Hierländer, Goalie Jörg Siebenhandl bekräftigte: "Wir werden uns trotzdem keinen Stress machen, denn dafür haben wir auch keinen Grund."

"Das 5:0 ist ein klares Ausrufezeichen"

Dass die Messen noch nicht gelesen sind, ist auch Rose bewusst: "Sturm ist nach wie vor ein Titelkandidat." Das mag durchaus sein. Klar ist aber auch, dass derzeit viel für den Titelverteidiger spricht. 15 Partien in Folge ungeschlagen, acht Siege und zwei Remis in den jüngsten zehn Pflichtspielen, dabei ein Torverhältnis von 22:4.

"Die Punkteserie ist überragend. Das 5:0 ist ein klares Ausrufezeichen", freute sich Sportdirektor Christoph Freund. Rose: "Das gibt uns auf jeden Fall Grund, selbstbewusst aufzutreten. Aber die Spieler dürfen nie vergessen, dass die Dinge auch anders laufen können. Deshalb ist es wichtig, dass sie hungrig bleiben."

Die Spieler waren nach dem Spiel jedenfalls in Feierlaune. "Wir waren die klar bessere Mannschaft. Es war eine Machtdemonstration", sagte Außenverteidiger Stefan Lainer. Eine, die Sturm in dieser höhe zuletzt vor gut 14 Jahren hinnehmen musste. Auch 2003 war es ein Gastspiel in Salzburg, das damals allerdings mit dem Zusatz "Austria" firmierte. "Wir stehen zu Recht oben", meinte Lainer. "Wir müssen aber hochkonzentriert bleiben. Bis Ende der Herbstsaison wird es auf alle Fälle ein Dreikampf." (APA, 20.11.2017)