Der Erstkontakt mit dem neuen – Puch G, hätten wir beinahe gesagt, so was von Konditionierung aber auch; nein, mit der neuen G-Klasse von Mercedes erfolgt auf der Detroit Auto Show im Jänner. Bevor der Hersteller uns ob der Neuauflage des womöglich besten Geländewagens aller Zeiten zwecks maximaler Öffentlichkeitswirksamkeit zizerlweis in Verzückung setzt – hier eine Designskizze, dort ein Blick in einen Innenraum, ein Blinkerglasl vielleicht noch und dann, huch, ganz nackend, das komplette Auto -, wollen wir noch einmal kurz innehalten zur Reflexion.

Geht-nicht-gibt's-nicht war immer das Motto des G. Kurz vor dem Modellwechsel verdichten sich die Verdachtsmomente, dass der neue G nach wie vor Kante setzt, nur wird er halt größer als bisher.
Foto: Daimler

Der G, G wie Geländewagen, ist, wie davor schon Haflinger und Pinzgauer, eine Entwicklung von Erich Ledwinka, bei Steyr-Puch eingetragenes Markenzeichen als Vater der Vierradtechnik. 1979 ging der legendenumrankte G, unverwechselbar wie ein Vierkanthof, in Produktion, zunächst hatte man vor allem die Militärs im Visier, es herrschte ja noch Kalter Krieg, und klugerweise war er denn auch nach dem Hohlwegmaß konstruiert, der Wagen passte also – anders als der Hummer der Amis – auch durch die engen Schluchten des Balkans oder Afghanistans.

Die Historie

Mit Mercedes hatte Steyr-Daimler-Puch ausgeschnapst, dass das Fahrzeug in Österreich, der Schweiz, Liechtenstein, Jugoslawien, England und in Teilen Afrikas als Puch G verkauft wurde, im Rest der Welt hieß er von Beginn an Mercedes G bzw. G-Klasse, seit 2000 ist "Puch G" aber endgültig Geschichte. Mit Puch-Emblem ist er heute übrigens begehrte Ware auf dem Oldtimermarkt, allerdings sind die sonst so unkaputtbaren Dinger selbst aus ehemaligen Bundesheerbeständen leider meist arg zusammengeritten.

Die Mercedes-Studie Ener-G-Force von 2012, hinter der ein Hinweis auf den neuen G vermutet wurde – Fehlanzeige. Rundgelutscht verträgt sich nicht mit G.
Foto: Daimler

Der G wurde mit den Jahren immer begehrter, sein Ruf und auch der SUV-Boom beflügelten den zivilen Absatz. Von den insgesamt 300.000 Stück wurden allein im Vorjahr rund 20.000 verkauft. Auch heuer hält die Nachfrage ungebremst an, getrieben von Fernost und USA, und ab Jänner gibt's zum Abschied noch eine allerletzte Limited Edition – als G 350 d, G 350 d Professional und G 500, jeweils auf 463 Stück limitiert und mit dem Wappen "Schöckl proved since 1979" geadelt. Man weiß aber auch so, dass dies das Auto für die ganz große Herausforderung ist.

Leiterrahmen

Der G ist eine klassische Leiterrahmenkostruktion, mit Starrachsen (Hauptvorteil: stets gleiche Bodenfreiheit), drei mechanischen Sperren, Untersetzungsgetriebe, gebaut in drei Aufbauvarianten und etlichen Spezialversionen – was sich bis heute bei überschaubaren Stückzahlen am kostengünstigsten auf Leiterrahmen darstellen lässt. Das und dessen Stabilität und Robustheit sind der Hauptgrund, weshalb Geländewagen (und Pick-ups) überhaupt bis heute vorzüglich dergestalt daherkommen.

Neben dem alten Land Rover die Studie DC100 von 2011, die schon konkret auf den neuen Defender hinweist. Der wird zwar keine Leiterrahmenkonstruktion mehr sein, aber nicht minder geländegängig als bisher.
Foto: Jaguar Land Rover

Die Spatzen pfeifen es von den Dächern, dass sich daran beim neuen G, der sicher größer wird als der bisherige, nichts ändert. Eventuell weichen aber die Starrachsen einer Einzelradaufhängung, um zeitgemäßen Fahrkomfort auf der Straße zu gewährleisten. Bisher fühlt er sich in Kurven ja oft an wie ein Schwimmkurs auf Asphalt. Im Jänner wissen wir mehr. Auch, wie viele prägende Stilelemente – Kanten, aufgesetzte Blinker vorn, steile Instrumententafel drinnen und dieser Riegel von Beifahrer-Haltegriff vorn – den Mythos G artgerecht in die Zukunft tragen helfen.

Blick zu den Briten

Anders als der G wechselt Land Rover beim Defender, der sich zwischen 1948 und 2016 mehr als zwei Millionen Mal verkaufte, beim 2019 kommenden Neuen auf eine selbsttragende Karosserie. Hinsichtlich Geländetauglichkeit soll er sich dennoch keine Blößen geben und laut Hersteller den kultigen Vorgänger sogar blass aussehen lassen. Gentlemen, darauf sind wir gespannt.

Der neue Jeep Wrangler.
Foto: Jeep

Beim Leiterrahmen bleiben hingegen Toyota (Land Cruiser), Jeep (Wrangler), Suzuki (Jimny). Die 300.000 verkauften G-Klassen von Mercedes nehmen sich im Vergleich zum Superschwergewicht Toyota Land Cruiser (seit 1954) bescheiden aus, der wurde seit 1954 mehr als sechs Millionen Mal verkauft. Das aktuelle Modell ist seit 2009 auf dem Markt, soeben gab's ein Facelift. Auch der US-Hauptbeitrag in der Kategorie der Gelände-Urviecher, der Wrangler, Erbe legendären des Willys-Jeep, erhält 2018 eine grundlegende Modellpflege. Der Überallhinkraxler fand seit 1987 mehr als drei Millionen Fans, die Nachfrage bleibt ungebrochen.

Suzuki Jimny

Der Suzuki Jimny ist mit 3,69 m Länge der kleinste, wendigste der hier abgehandelten Geht-nicht-gibt's-nicht-Fraktion. Er ist speziell in der Forst- und Waidmannszunft extrem beliebt und kommt ebenfalls 2018 komplett neu. Aber erst später im Jahr. Damit lässt er dem Mercedes G den Vortritt. Höfliche Geste. Typisch japanisch. (Andreas Stockinger, 17.12.2017)