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Begehrt bei Mensch, Robbe, Wal und Bär: der Königslachs. Schafft es ein solcher Fisch, der Vielzahl an Feinden zu entgehen, kann er bis zu eineinhalb Meter lang und über 30 Kilogramm schwer werden.
Foto: AP Photo/Rick Bowmer

Corvallis – Sobald sich fast schon ausgerottete Tierarten wieder auf einen halbwegs herzeigbaren Bruchteil ihres einstigen Bestands erholt haben, kommt eines praktisch unvermeidlich: der Aufschrei menschlicher Jäger und Fischer, die es auf dieselbe Beute abgesehen haben wie diese Tiere. Kormorane und Fischotter können ein Lied davon singen.

In den meisten Fällen sind solche Tierarten zwar in wesentlich geringerem Ausmaß für das Schrumpfen der Beutetierbestände verantwortlich als der Mensch. Vom seltenen Fall, in dem sich das Verhältnis wieder umgekehrt hat, berichtet nun aber die Oregon State University. Meeressäuger – Robben und Orcas – fangen an der Küste des pazifischen Nordwestens inzwischen wieder mehr Königslachse als der Mensch.

Verschiebungen

Seit 1972 stehen alle Meeressäugetiere in US-Küstengewässern unter Schutz. Das hat zu einer – je nach Art unterschiedlich starken – Erholung ihrer Bestände geführt. Und diese schlägt sich im Lachskonsum deutlich nieder. Das Team um Brandon Chasco rechnet vor: In den 40 Jahren des Untersuchungszeitraums hat sich die Masse an Lachs, die von Walen und Robben erbeutet wurde, von jährlich 6.100 auf 15.200 Tonnen erhöht. Im selben Zeitraum schrumpfte der Ertrag aus dem Fischfang von 16.400 auf 9.600 Tonnen.

Damit kommt es zu einem Konflikt der Naturschutzgesetze: Die Meeressäuger werden vom U.S. Marine Mammal Protection Act von 1972 geschützt, die Königslachse vom Endangered Species Act. Fortschritte beim Lachsschutz werden durch die zugenommene natürliche Bejagung verzerrt.

Und es ist sogar noch komplizierter: Eine ortstreue Population von Orcas, die "Southern Residents", hat sich weniger gut erholt als andere Meeressäuger. Diese Wale fressen laut der Studie immer noch etwa die gleiche Menge an Lachs wie vor 40 Jahren. Ihr Hauptkonkurrent ist laut der Studie nicht mehr der Mensch, es seien Seelöwen und Seehunde – und die werden vom selben Gesetz geschützt wie der Orca. Die Herausforderung für Naturschützer, einen Interessenausgleich zu finden, wächst. (jdo, 29. 11. 2017)