Bei körperlichen Anforderungen können sich auch psychische Beschwerden äußern, Turnlehrer sollten Problembewusstsein dafür entwickeln.

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Bewegung ist wichtig. Darüber sind sich Experten allgemein einig. Wer sich regelmäßig bewegt, wird schneller wieder fit und beugt Krankheiten vor. Trotz der positiven Wirkung auf die körperliche und psychische Gesundheit bestehen auch wesentliche Risiken – besonders bei Jugendlichen im Schul- und Leistungssport.

Missbrauch, Essstörungen, Doping, nicht erkannte Schädelhirntraumata oder Depressionen können Problemfelder sein, die sich in übertriebener Form von Sportausübung äußern können. Manchmal kann sportliche Aktivität mit einem erhöhten gesundheitlichen Risiko verknüpft sein. "Sowohl im Breiten- und Schulsport wie auch im Leistungssport sind physiologische und psychologische Faktoren zu berücksichtigen, um Sport als gesunde Aktivität zu erhalten", sagt Thomas Wenzel von der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Med-Uni Wien und fordert Angehörige, Psychologinnen, Trainer, Ärzte, Schulärzte, Psychotherapeuten, aber auch Sportlerinnen und Sportler selbst auf, im Sinne der Früherkennung und Frühintervention mögliche Probleme zu erkennen.

Von Doping bis Sportpsychiatrie

Zentrale Themen bei Jugendlichen: Weit verbreitet sind Missbrauch von Abhängigkeitsverhältnissen und daraus resultierende psychologische Traumata, physiologische Schädelhirntraumata, die bei scheinbaren Alltagsverletzungen oft nicht erkannt werden. Auch Gen-Doping ist ein wachsendes Problem, dazu gehören das Sporthaftungsrecht und das Kindeswohl im Leistungssport.

Früherkennung und gezielte Interventionen – besonders bei den Hauptrisikogruppen – sind Schwerpunkte des neuen interdisziplinären Gebiets der Sportpsychiatrie und Sportpsychologie. Gerade Athletinnen laufen leichter Gefahr, ihren Körper zu schädigen, indem sie zu viel trainieren und gleichzeitig zu wenig essen. Die Folge ist der sogenannte "weibliche athletische Dreiklang" bestehend aus drei Symptomen: Essstörung, Ausbleiben der Regelblutung und Osteoporose ("Knochenschwund"). Wird nicht schnell genug interveniert, können permanente Schäden am Körper folgen.

"Der Leistungssport stellt einen besonderen gesellschaftlichen Bereich dar. Der Druck auf Athleten und insbesondere Athletinnen, die Leistungsfähigkeit zu steigern, einer ästhetischen Norm zu entsprechen oder eine niedrigere Gewichtsklasse zu erreichen, ist hier sehr hoch. Dies kann zu Veränderungen im Essverhalten führen, die krankhafte Züge annehmen und sich bis hin zu klassischen Essstörungen entwickeln können", warnt Ursula Bailer von der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Med-Uni Wien. (red, 20.11.2017)