Bildet Studierende in Österreich laut heimischen Arbeitgebern am besten aus: die TU Wien. Ganz allgemein kommt der heimische Hochschulsektor aber nicht gut weg.

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Wie bewerten heimische Unternehmen den Hochschulsektor, also die Bildungsstätten, aus denen ihre zukünftigen Mitarbeiter zu einem großen Teil kommen werden? Die Antwort ist ernüchternd: nicht gut. Die Hochschulen schaffen es demnach nicht ausreichend, ihre Studierenden auf den Arbeitsmarkt vorzubereiten.

Unternehmen bewerten Unis

Das ist das Ergebnis der "Global University Employability Survey" der französischen Personalberatung Emerging und des deutschen Beratungs- und Marktforschungsunternehmens Trendence mit 50.000 Bewertungen von 6.000 Unternehmen aus 22 Ländern. Arbeitgeber bewerten darin, wie gut die Absolventen der Hochschulen auf den Arbeitsmarkt vorbereitet sind. Die "Times Higher Education" veröffentlicht die Ergebnisse in ihrer aktuellen Ausgabe.

In der Bewertung der heimischen Hochschulen durch heimische Arbeitgeber kommt die Technische Universität Wien noch am besten weg – und zwar nicht nur gemessen an ihrem Fachwissen, sondern auch an ihren Soft Skills. Es folgen die Technische Universität Graz und die Universität Wien auf Rang drei.

Die heimischen Arbeitgeber vergeben durchschnittlich 5,5 Punkte an das österreichische Hochschulsystem auf einer Skala von eins bis zehn – Letzteres ist die Bestnote. Diese Bewertung liegt deutlich unterhalb des weltweiten Durchschnitts von 6,6 Punkten. US-amerikanische Arbeitgeber bewerten ihr Hochschulsystem am besten und vergeben 8,3 Punkte. Am schlechtesten bei dieser länderinternen Bewertung schneiden Südafrika mit 4,8 Punkten sowie Japan und Österreich mit jeweils 5,5 Punkten ab.

USA und Deutschland vorne

Das heimische Hochschulsystem wurde aber auch von Unternehmen im Ausland bewertet. Auch nach Meinung von 6.000 Arbeitgebern weltweit bereiten österreichische Hochschulen ihre Studierenden nicht ausreichend auf den Berufseinstieg vor. Die Absolventen, die durch ihr Studium am besten auf den Arbeitsmarkt vorbereitet sind, kommen aus den USA, Deutschland und Großbritannien. Österreich liegt punktegleich mit Argentinien auf Rang 16 von 31 untersuchten Ländern.

Im internationalen Vergleich einzelner Hochschulen sind unter den Top Ten sieben Hochschulen aus den USA. Das California Institute of Technology führt die Liste an, gefolgt von der Harvard University, der Columbia University und dem Massachusetts Institute of Technology. Die einzigen nichtamerikanischen Hochschulen in den Top Ten sind die University of Cambridge auf Rang fünf, die TU München auf Rang acht und die University of Tokyo auf Rang neun.

Was neben Fachwissen zählt

Von den Befragten bewertet wurden nicht nur fachliche Fähigkeiten der Absolventen, sondern auch, ob sie ausreichend Soft Skills besitzen. Für mehr als vier von fünf Arbeitgebern sind Kommunikationsfähigkeit und Problemlösungskompetenz die wichtigsten solcher Qualifikationen, gefolgt von Anpassungsfähigkeit, Eigeninitiative und Teamfähigkeit. Für Arbeitgeber in Österreich spielt neben diesen Faktoren auch die Widerstandsfähigkeit der Absolventen eine wichtige Rolle.

Allerdings: Nur rund zwei Drittel der Arbeitgeber sind auch zufrieden mit den so genannten Soft Skills, wekche an österreichischen Hochschulen vermittelt werden. Österreichische Arbeitgeber schätzen die Soft Skills der heimischen Absolventen sogar noch schlechter ein als ihre internationalen Kollegen. Nachholbedarf besteht aus Sicht der Arbeitgeber besonders bei der Vermittlung von Problemlösungskompetenzen und Widerstandsfähigkeit.

Engere Kooperation gewünscht

Auch die Wünsche der Unternehmen wurden abgefragt: Konkret fordern die österreichischen Arbeitgeber mehr Seminare und Workshops in Zusammenarbeit mit der Praxis, gemeinsam von Hochschulen und Unternehmen entwickelte Lerninhalte sowie spezielle Kurse, um Studierenden die Soft Skills zu vermitteln, die sie im Berufsleben brauchen. (lhag, 21.11.2017)