Die Wahl-Vorarlbergerin arbeitet nun an der Entwicklung von Strom- und Erdgasprodukten.

Foto: Elena Käppler

Die Erzeugung von Ökostrom gilt generell als umweltfreundlich. Aber grün ist nicht gleich grün: diese energietechnische "Farbskalierung" wurde zum Ausgangspunkt für die 25-jährige Forscherin Elena Käppler. Sie erstellte den ökologischen Fußabdruck des Holzkraftwerks Ilg in Dornbirn, in dem aus Holz Wärme und Strom hergestellt wird, und analysierte so die Nachhaltigkeit des Kraftwerks.

"Aus Holz Wärme und Strom zu erzeugen ist eigentliche grüne Technologie, aber man hat ja trotzdem Emissionen", resümiert die aus Deutschland stammende Energieforscherin, "und genau das hat mich interessiert."

Um zu wissen, welche Schritte dabei am schadstoffreichsten sind, betrachtete sie den ganzen Lebensweg des Endproduktes Strom. Ganz so als ob sie viele ökologische Fußabdrücke addieren würde. Für eine genaue Bilanz musste sie deswegen ganz von Vorne anfangen und bereits den Bau von Gebäuden miteinbeziehen. Danach berechnete sie die eigentliche Betriebsphase, vom Fällen der Bäume im Wald bis hin zum Häckseln, Trocknen und Lagern der Holzschnitzel und ihrer Weiterverwendung als Brennstoff.

Überraschungen in der Emissions-Rechnung

Der Baden-Württembergerin Käppler wurde schnell klar, dass nicht die offensichtlichsten Bereiche am meisten Energie verbrauchten: "Am Anfang dachte ich der Bau des Nahwärmenetzes wird die meisten Auswirkungen haben, aber im Vergleich dazu ist der Treibstoff für das ständige Fällen der Bäume noch viel schädlicher." Auch eine Baumaschine, welche die einfache Aufgabe hatte, die Hackschnitzel von einem Standort zum anderen zu bringen, sorgte mit fast 20 Prozent der Gesamtemissionen für energietechnische Überraschungen in der Umweltanalyse.

Käpplers Interesse für nachhaltige Stromerzeugung ergab sich übrigens schon früh: Da ihr Vater eine Solarthermie-Anlage am Dach des Familienhauses angebracht hatte, Drängten sich bei ihr – damals noch im Teenager-Alter – Fragen über den Ursprung von Energie und Strom auf. Unmittelbar vor dem Atomkraftwerkunglück in Fukushima kam sie zur Erkenntnis, dass sie sich viel besser mit erneuerbaren Energien auskennen wolle. Die praktische Entscheidung neben dem Studium arbeiten zu wollen, brachte sie dann zum berufsbegleitenden Master "Energietechnik und Energiewirtschaft" an der FH Vorarlberg.

Ein durchaus positives Ergebnis

Das Ergebnis der Arbeit war für Käppler aber beinahe zu positiv: "Kurz hab ich mir gedacht, dass das jetzt so wirkt, als hätte ich marketingmäßig etwas für das Kraftwerk geschrieben." Da der Betrieb als Nebenprodukt Holzkohle erzeugt, wurde insgesamt sogar CO2 reduziert und nicht ausgestoßen. Das Abfallprodukt Holzkohle bindet dabei den Kohlenstoff aus der Luft und kann als Dünger in den Boden eingebracht, oder als Tierfutteregänzungsmittel verwendet werden.

Einen derartigen Befund zu hören macht Freude. Käpplers Bericht inspirierte die Betreiber des Kraftwerks: Diese planen trotz positivem Ergebnis noch einen Schritt weiter zu gehen und auch die Baumaschinen auf Elektronik umzustellen.

In Vorarlberg fühlt sich die Forscherin jedenfalls auf Grund der Berge schon vollkommen zuhause – und sie nützt die alpine Region zum Wandern, Klettern, oder Snowboarden. Das hält sie aber nicht davon ab für drei Monate auf Weltreise zu gehen – und dabei die Energiewirtschaft nochmal kurz beiseite zu lassen. (Katharina Kropshofer, 27.11.2017)