Freiburg – Das menschliche Gehirn weiß sich gut zu schützen, und das ist für die Medizin nicht immer ein Vorteil. Um etwa Tumore adäquat behandeln zu können, müssen die notwendigen Medikamente bis zum Krankheitsherd vordringen können. Die dicht ummantelten Blutgefäße des Gehirns verhindern dies, nur spezielle Molekülarten können die sogenannte Blut-Hirn-Schranke passieren. Ein Team um Ulrich Hofmann vom Universitätsklinikum Freiburg will diese Barriere nun öffnen, indem sie eng umgrenzt Hirngefäße minimal erwärmen.

Dazu wollen die Forscher magnetische Nanopartikel in den Blutkreislauf einbringen, die dann in den entsprechenden Gehirnregionen durch magnetische Erregung erwärmt werden. Der Wirkort wird dabei durch ein neuartiges Bildgebungsverfahren nicht-invasiv bestimmt und überwacht.

Erwärmung öffnet die Blockade

"Es konnte kürzlich erstmals gezeigt werden, dass eine milde Erwärmung des Gewebes durch Nanopartikel die Blockadewirkung der Blut-Hirn-Schranke abschwächt – aber nur für das ganze Gehirn. Wir wollen mit unserem völlig neuen Ansatz einen Punkt im Gehirn auswählen, wo Medikamente besser und gezielter an den Wirkort gelangen", sagt Hofmann, Leiter der Sektion für Neuroelektronische Systeme der Klinik für Neurochirurgie.

"Mit einer solchen funktionellen Magnetotherapie könnten wir Gewebe in der Tiefe des Gehirns so präzise wie noch nie ansteuern und gleichzeitig mittels Bildgebung überwachen", meint der Mediziner.

Diagnostik und Therapie in einem Schritt

Die Forscher setzen dafür auf ein bislang experimentelles Verfahren, die Magnetpartikelbildgebung. "Die Methode ist strahlungsfrei, zeitlich wie räumlich höchst genau und würde sie sich sehr gut für Anwendungen bei Patienten eignen", sagt Hofmann. Weil in einem solchen Ansatz Diagnostik und Therapie in einem Schritt ablaufen, sprechen Forscher auch von Theragnostischen Systemen.

In einem ersten Schritt wollen die Wissenschafter die prinzipielle Machbarkeit der hochpräzisen Öffnung der Blut-Hirn-Schranke im Tiermodell prüfen. Dafür werden sie auch mittels chemotherapeutischer Medikamente die Relevanz für den klinischen Einsatz in der Neuro-Onkologie prüfen. (red, 25.11.2017)