Kaffee ist keine Medizin: "Menschen sollten ihn nicht aus gesundheitlichen Gründen trinken", sagt Eliseo Guallar von der Johns Hopkins Bloomberg School of Public Health.

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92 Prozent der Österreicher zwischen 15 und 69 Jahren trinken einer Online-Umfrage des Marktforscherunternehmens Mindtake Research aus dem Jahr 2014 zufolge regelmäßig Kaffee. Drei Viertel davon konsumieren täglich eine oder mehrere Tassen. Laut einer aktuellen Untersuchung könnten sie ihrer Gesundheit damit mehr Gutes tun, als sie ihr schaden. Denn moderater Kaffeegenuss von drei bis vier Tassen täglich wirke sich eher positiv als negativ aus, haben britische Wissenschafter herausgefunden. Ihre Studie wurde nun im "British Medical Journal" veröffentlicht.

Sterberisiko sinkt

Für ihre Studie haben die Forscher der Universitäten Southampton und Edinburgh die Ergebnisse von mehr als 200 weltweiten Studien im Rahmen einer "Umbrella Review" zusammengetragen und ausgewertet. Das Ergebnis: Wer drei bis vier Tassen Kaffee pro Tag trinkt, hat ein niedrigeres Sterberisiko und ein geringeres Risiko, an einem Herzleiden zu erkranken, als Personen, die keinen Kaffee trinken.

Darüber hinaus steht Kaffeekonsum mit einem niedrigeren Risiko für manche Krebserkrankungen wie Prostata-, Haut- und Leberkrebs in Zusammenhang. Außerdem scheint die Gefahr geringer zu sein, an Diabetes Typ 2, Leberleiden wie Gallensteinen und Gicht und vor allem Leberzirrhose sowie Parkinson, Depression oder Demenz zu erkranken. Einzig für werdende Mütter gilt die Empfehlung nicht: Kaffeekonsum während der Schwangerschaft könne sich negativ auswirken und möglicherweise die Gefahr von Knochenbrüchen minimal erhöhen, schreiben die Studienautoren.

Ähnliche Effekte bei koffeinfreiem Kaffee

Der Konsum von mehr als drei Tassen Kaffee täglich wird der Studie zufolge zwar nicht mit negativen gesundheitlichen Auswirkungen in Verbindung gebracht, bei dieser Menge war der positive Effekt aber weniger stark ausgeprägt. Dafür, welche Auswirkungen das Trinken von koffeinfreiem Kaffee auf die Gesundheit hat, fanden die Studienautoren keine klaren Hinweise. Zum Teil scheinen die Effekte aber ähnlich wie beim Konsum von herkömmlichem Kaffee zu sein.

Da Kaffee das am meisten verbreitete Getränk der Welt ist, sollten dessen Auswirkungen auf die Gesundheit weiter erforscht werden, betonen die Wissenschafter: "Da die vorliegenden Annahmen fast ausschließlich auf Beobachtungsforschung basieren, sind randomisierte kontrollierte Untersuchungen notwendig. Nur so kann geprüft werden, ob es einen kausalen Zusammenhang gibt."

Keine Gesundheitsempfehlung

In einem Leitartikel zu der Studie gibt Eliseo Guallar von der Johns Hopkins Bloomberg School of Public Health folgende Empfehlung: "Obwohl wir uns sicher sein können, dass Kaffeekonsum im Allgemeinen sicher ist, sollten Menschen nicht aus gesundheitlichen Gründen zu diesem Genussmittel greifen." Denn es gebe "erhebliche Unsicherheit" über die Auswirkungen höherer Aufnahmemengen. Zudem werde Kaffee häufig mit Produkten konsumiert, die reich an raffiniertem Zucker und ungesunden Fetten sind und "zu negativen gesundheitlichen Auswirkungen beitragen können". (maka, 23.11.2017)