Wien – Gerade in Österreich, wo Bares noch als Wahres gilt, gehen beim Thema Bargeldabschaffung die Wogen hoch. Schließlich ist es eines von fünf Ländern in Europa ohne Obergrenze für Barzahlungen – sofern nicht die EU-Kommission zur Verbrechensbekämpfung künftig einen Maximalbetrag vorgibt. Unterstützung findet sie in der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) dafür nicht. Große Beträge würden ohnedies überwiegend überwiesen, sagte Direktor Kurt Pribil in einer Podiumsdiskussion der Akademie für Gemeinwohl. "Und Verbrecher unter sich werden sich an ein Limit nicht halten."

Sein Zugang lautet: Solange Bargeld nachgefragt werde, müsse es auch welches geben. "Der Konsument muss die freie Wahl zwischen Zahlungsmitteln haben – Hauptsache; sie sind sicher." Das sieht Gerald Gruber, Österreich-Chef von Mastercard, ähnlich: "Ich bin gegen eine Zwangsabschaffung, weil sie nichts bringt." Allerdings gibt er zu bedenken, dass sich der Einzelhandel immer stärker zu Online-Einkäufen hin verschiebe, "wo man mit Bargeld nichts anfangen kann". Zudem hätten auch Entwicklungen wie kontaktloses Bezahlen das Konsumentenverhalten Richtung unbar geändert. "Das klassische Zahlungsverhalten bricht gerade auf."

"Der Bereich ist wirklich in Bewegung geraten", räumt Prof. Guido Schäfer von der WU Wien ein, gibt aber zu bedenken, dass es eine "große Bevölkerungsgruppe gibt, die noch nie eine Bankomatkarte verwendet hat". Bargeld biete mehr Sicherheit, da es von elektronischer Infrastruktur, Stabilität der Banken oder digitaler Kompetenz der Nutzer unabhängig sei. Über die Kosten sagt Schäfer hingegen: "Wir sind an einem Punkt, wo alle Zahlungen elektronisch billiger abgewickelt werden können." Ein wachsender Anteil von Bargeld werde jedoch zur Wertaufbewahrung auf die hohe Kante gelegt, was kaum Kosten erzeuge.

In Summe sieht Schäfer mehr Argumente gegen eine Bargeldabschaffung und folgert: "Der Anteil des unbaren Zahlungsverkehrs wird weiter zunehmen, aber ich gehe nicht davon aus, dass der Bargeldanteil in absehbarer Zeit auf null sinken wird." (aha, 23.11.2017)