Das ohnedies heikle Verhältnis zwischen Bundespräsident Van der Bellen und ÖVP-Chef Kurz wurde durch eine undiplomatische Veröffentlichung noch einmal erschüttert.

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Wien – In der Präsidentschaftskanzlei sieht man in jenem "Protokoll", das nach einem Treffen von Bundespräsident Alexander Van der Bellen mit Diplomaten via "Kronen Zeitung" publik wurde, eine "Bösartigkeit". Umgehend wurden auch Nachforschungen angestellt, wer hinter der Veröffentlichung stecken könnte. Aus mehreren vertraulichen Quellen war zu erfahren, dass der Verdacht auf Ungarn falle. Der ungarische Botschafter habe sich bei dem Treffen vertreten lassen, das "Protokoll" von der Zusammenkunft mit Diplomaten im Hotel Imperial sei dann offenbar durch mehrere Hände gewandert, sei schlecht aus dem Englischen übersetzt und an mehreren Stellen sinnfremd verändert worden, ehe es als Lagebericht aus Österreich an das Außenministerium in Budapest geschickt worden sei.

In diplomatischen Kreisen herrscht Irritation und "Betroffenheit" über den erfolgten Vertrauensbruch, der gegenüber dem Bundespräsidenten begangen wurde. Der Gastgeber des Treffens, Estlands Botschafter Rein Oidekivi, bekräftigte, dass die besprochenen Themen in jenem "Protokoll" nicht korrekt dargestellt worden seien. Die Öffentlichkeit sei mit "Fehlinformationen irregeführt" worden.

Van der Bellen muss nun damit rechnen, aus den Regierungsverhandlungen noch weniger zu erfahren als bisher. Ihm liegt offenbar besonders die mögliche Zusammensetzung der türkis-blauen Koalition im Magen, er drängt auf eine respektable Mannschaft. Aber auch in ÖVP-Kreisen, die Sebastian Kurz nicht so nahestehen, herrscht Irritation darüber, dass parteiintern keine Details aus den Verhandlungen kommuniziert und diskutiert werden. (völ, 23.11.2017)