Acatis betreibt mit NNaisense auch einen zweiten AI-basierten Fonds, den deutschen "Acatis AI Global Equities". Dieses Produkt ist im Juni an den Start gegangen. Die bisherige Performance ist überschaubar. Bis Anfang November lag der Fonds im Minus. Nach einem kurzen Plus ging es wieder abwärts.

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Wien – In der Branche der Asset-Manager wird viel über die Digitalisierung gesprochen. Denn nicht nur, dass die nachwachsende Zielgruppe automatisierte Lösungen einem Gespräch mit einem Berater vorziehe und somit traditionelle Asset-Manager meide, wie der Unternehmensberater PwC kürzlich erhoben hat – auch Robo-Advisors machten menschliche Beratung streckenweise obsolet. Damit einher geht in der Branche freilich die Angst vor einem Umbau samt gröberen Jobabbaus.

In dieser Debatte prescht nun Finnland mit einem neuen Fondskonzept vor. Der finnische Fondsmanager FIM legt einen Fonds auf, bei dem ein selbstlernender Algorithmus die Auswahl der Aktien vornimmt. Der "FIM Artificial Intelligence Fonds" strebt eine Rendite von drei Prozentpunkten über dem MSCI World Index an und versucht Muster herauszufiltern, die selbst ein erfahrener Fondsmanager nicht erkennen kann, sagt Chief-Investment-Officer Eelis Hein zu Bloomberg. Hein ist bei FIM Asset Management für Investitionen in der Höhe von 5,6 Milliarden Euro verantwortlich. Kommen neue wichtige Daten hinzu, ändert der Algorithmus sein Verhalten und die Muster, die er zu erkennen versucht.

Emotionslose Auswahl

Künstliche Intelligenz (AI) könne nichtlineare Muster erkennen, "die die traditionelle quantitative Analyse nicht identifizieren kann", sagt Hein. Zudem hat die AI keine Emotionen. Sie habe weder Angst bei einem Crash, noch zeige sie Euphorie, wenn die Märkte stark steigen.

Investoren seien an diesem neuen Ansatz sehr interessiert, sagte Hein zuletzt in einem Interview in Helsinki. "Das ist die nächste Revolution in der Gesellschaft, auch bei Investitionen." Vor allem finnische Pensionskassen und -versicherer zeigten sich laut FIM-Chef Teri Heilala sehr interessiert an dem neuen Modell.

Die Technologie hinter dem Fonds geht zurück auf den bekannten amerikanischen Value-Investor Warren Buffett und wird deshalb "Warren in a box" genannt. Mehr als zwei Jahre haben Entwickler der Acatis Investment GmbH und der NNaisense SA an der Technologie zur künstlichen Intelligenz gefeilt. Der Algorithmus wählt für den Fonds 50 Aktien aus einem vorab definierten Anlageuniversum von 4000 Industrieländeraktien mit einer Marktkapitalisierung von jeweils einer Milliarde Euro aus. Aus einzelnen Aktienpaketen soll die künstliche Intelligenz angemessen diversifizierte Portfolios erstellen, heißt es.

Menschlicher Handel

Die Datenbank enthält laut FIM fundamentale Infos zu mehr als 700 Variablen, die bis 1986 zurückreichen. Die Allokation des Fonds erfolgt alle sechs Monate. Der eigentliche Handel, also Kauf und Verkauf der Papiere, wird aber letztlich von einem Menschen durchgeführt, teilt die FIM mit.

Zu den Aktien, die von der künstlichen Intelligenz bereits ausgewählt wurden, gehören die Canadian National Railway Co, die Gildan Activewear Inc. und CDK Global Inc. In der nordischen Region wurden Svenska Cellulosa AB, Stora Enso Oyj und Loomis AB herausgefiltert.

Der Fonds wurde am 20. November gestartet. Eine aktuelle Entwicklung der Anlagestrategie lässt sich ob der kurzen Laufzeit also noch nicht abbilden. (Bettina Pfluger, 25.11.2017)